Die grüne Transformation
Markus Plettendorff spricht mit Dr. Thomas Fischer über die grüne Transformation und die Chancen durch Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
0:01
Herr Plettendroff: Herr Fischer, eines der ganz großen Themen der Wirtschaft und der Industrie ist das Thema Dekarbonisierung, die klimaneutrale Produktion. Wenn wir uns die CO2 Ziele der Bundesregierung angucken, verfehlen wir die mit schöner Regelmäßigkeit. Wie sieht es in der Industrie aus, schaffen wir das überhaupt, was wir uns vorgenommen haben?
0:19
Herr Fischer: Ja, also sie haben völlig recht, wir, das ist nicht leicht zu erreichen und ich glaube nicht, dass wir es schaffen, indem wir jetzt einfach nur stumpf irgendwelche Regeln befolgen. Es braucht viel, viel mehr, also mit dem Tempo, wie wir das jetzt machen, wird das nicht klappen, aber ich bin da sehr zuversichtlich, dass es Unternehmen gelingen kann und gerade auch Industrieunternehmen, es hat ganz viel mit dem Mindset zu tun und dem Momentum, was man in der Organisation schafft. Das klingt esoterisch, ist es aber nicht, sondern ist die Nutzung der Kraft der vielen.
0:48
Herr Plettendorff: Sie sagen immer, Digitalisierung und Nachhaltigkeit seien 2 Dinge, die zusammen gedacht werden müssen. Das müssen Sie ein bisschen erklären.
Herr Fischer: Naja, also das davon bin ich fest überzeugt, und wir sehen ja mal, wir waren während der Pandemie gezwungenermaßen darauf angewiesen, Technologie zu nutzen, nicht, also wir alle kennen das, dass wir stundenlang vor Videokonferenzen gesessen haben und in der Zeit sind wir nicht gereist. Also haben wir digitale Lösungen genutzt und haben damit in dem Fall zwangsläufig unseren CO2 Footprint reduziert, weil wir schlicht weniger gereist sind.
1:17
Aber es gibt ja noch viel mehr Möglichkeiten. Es gibt die Möglichkeit, in Technologie zu investieren, die Servicegeschäft einfacher macht, Servicemitarbeitende müssen nicht mehr rausfahren, wir können Maschinen mittlerweile vernetzen, also es gibt eine ganze Möglichkeitsbandbreite, um mit Hilfe von digitalen Technologien Nachhaltigkeit zu erzielen. Herr Plettendorff: Ihr Vortrag, den Sie vorhin ja auf der Veranstaltung gehalten haben, hieß mein Gott, Walter, Bitte nicht schon wieder eine Disruption, ich frage mal, wer ist denn Walter?
Herr Fischer: Ja, Walter ist der Kollege von Heinz.
1:46
Und das sind 2 Geschäftsführer, Vorstände von einem großen Industriebetrieb und die beiden sehen sich natürlich seit Jahren Transformation gegenüber und wir haben darüber diskutiert, was es denn eben bedeutet, Nachhaltigkeit, und ich habe Ihnen gesagt, Nachhaltigkeit ist für mich die viel größere Transformation als das Digitalisierung ist. Und wir hatten damals über das Thema Disruption gesprochen und inwiefern Technologie das auch ihr Geschäft disruptieren kann und daraufhin sagte eben Heinz zu Walter: Mensch Walter nicht schon wieder eine Disruption.
2:16
Aber in der Tat es ist möglicherweise nicht so sehr die Disruption, aber es ist eine unglaublich große Transformation, die wir vor uns haben.
Herr Plettendorff: Sie haben gerade schon die große Aufgabe beschrieben, der CO2 Reduktion den Footprint zu reduzieren, sind da aber zuversichtlich. Welche Hebel haben Unternehmen denn jetzt konkret in der Hand, damit das auch echt losgeht?
Herr Fischer: Also ich habe ja eben gesagt, ich glaube ganz stark an das Mindset der Mitarbeitenden und was ja häufig fehlt, ist die Frage nach einem hinzu.
2:46
Also wir sagen so schön, wir müssen Mitarbeitende mitnehmen, aber wenn ich Mitarbeitende mitnehme, dann muss ich denen ja sagen, wo soll es denn eigentlich hingehen und warum lohnt es sich, dahin zu gehen und wie kommen wir dahin, und das ist eine Aufgabe, die aus meiner Sicht an erster Stelle steht, nicht zu sagen, wir wollen weg von, sondern wir wollen hinzu.
3:02
So, und jetzt gibt es natürlich Möglichkeiten, beispielsweise ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell zu entwickeln. Das haben wir bei einem Kunden gemacht. Großer Industriebetrieb, mehrere 1000 Mitarbeiter weltweit, Entwicklung eines Mitarbeiterbeteiligungsmodell, sodass die Mitarbeiter tatsächlich auch an dem Fortschritt der CO2 Einsparung partizipieren, indem sie selber durch Überstundenabbau, durch Urlaubsumwandlung in der Lage sind, etwas in einen Topf zu tun bis zu 500€ im Jahr das Unternehmen spiegelt den Betrag oder doppelt den Betrag und dieser gedoppelte Betrag wird dann für den Mitarbeiter verzinst, wenn die jährlichen Einsparziele erreicht sind. So, und das ist nicht nur ein interessantes Incentive System, sondern auch sorgt für Mobilisierung, weil die Mitarbeitenden sagen, Mensch, lass es uns gemeinsam erreichen, lass uns gemeinsam schauen, wie wir umweltfreundlicher werden können, nachhaltiger werden können und das erzeugt eine unglaubliche Dynamik im Unternehmen und nur mit der aus meiner Sicht wird es funktionieren.
3:56
Herr Plettendorff: Jetzt reden wir beim Thema Dekarbonisierung ja sehr, sehr oft über die großen Industrien. Wir reden über die Autoindustrie, die Zementindustrie, alles große Player mit viel Geld im Portemonnaie, auch wenn auch mit einem großen CO2 Footprint. Wir sind in Deutschland aber extrem mittelständisch geprägt, auch Unternehmen mit etlichen 1000 Mitarbeitern, aber nicht den finanziellen Ressourcen der Global Player. Wie sieht's denn bei denen aus, was können die machen, wo stehen die Sachen Dekorbonisierung?
4:23
Also mein Eindruck ist, dass viele mittelständische Unternehmen schon viel weiter sind und gerade Familienbetrieben, denen liegt es ja in der DNA, nachhaltig zu wirtschaften, weil sie in viel längeren Zyklen denken und über Generationen hinweg und ich selber sitze im Aufsichtsrat mehrerer großer Mittelständler, und ich bin manchmal baff erstaunt, dass die mir sagen, ja, unsere Produktion, die sind schon längst CO2 neutral, die sagen es einfach oft keinem so, aber natürlich haben sie recht, es bedarf schon erheblicher Investitionen.
4:50
Aber das muss ja nicht ein Widerspruch sein zur Wettbewerbsfähigkeit. Wenn ich investiere in das Geschäftsmodell, wenn ich investiere in Energieeinsparung, dann habe ich dadurch auch ein return on Invest. Und natürlich sind auch die rein nominal betrachtet die Volumina auch geringer als bei einem Großkonzern, das heißt in Relation glaube ich, dass natürlich jedes Unternehmen das Thema betrifft, jedes Unternehmen muss da rein investieren, aber ich glaube, es ist sehr gut investiertes Geld und man muss sich vielleicht auch 1 vor Augen führen.
5:16
Die Auswirkungen der Klimakrise werden ja viel teurer sein als die Investitionen, die wir jetzt tätigen müssen. Ich meine, wir sehen das ja jetzt so an den Katastrophen beim Ahrtal. Die Überschwemmung, das hat Werte vernichtet, Existenzen vernichtet, das wieder aufzubauen, das ist ja fast irreparabel oder zumindestens wahnsinnig teuer und hingegen, wenn man gegenüberstellt, welche Investitionen notwendig gewesen wären, um das zu verhindern, dann sind die vergleichsweise gering, das ist aber nur ein kleines Beispiel, ich bin davon überzeugt, wir müssen in das Thema Nachhaltigkeit investieren.
5:46
Herr Plettendorff: Herr Fischer, ganz herzlichen Dank.
Herr Fischer: Ja, vielen Dank Ihnen.










