Resilienz im Mittelstand: Bitte Fahrt aufnehmen!
Tom spricht mit Markus Plettendorff und Dr. Thomas Fischer über die Resilienz des Mittelstands – was gut läuft und wo es in Krisenzeiten hakt.
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Markus: Herr Fischer, wir leben gerade eine Zeit multipler Krisen. Wir haben einen Krieg vor der Haustür, die Energiekosten sind extrem hoch, Lieferwege sind unterbrochen. Wie vorbereitet ist der deutsche Mittelstand, der für unsere Wirtschaft ja extrem wichtig ist, eigentlich auf Konflikte und Krisen?
Tom: Nein, ich würde sagen, viele Mittelständler sind eigentlich sehr vorbereitet, weil sie ja schon sehr lange bestehen. Also viele Unternehmen gibt es ja in mehreren Generationen, die haben ja schon Kriege erlebt und Auch Energiekrisen die haben die Finanzkrise erlebt und anderen haben sie gut überstanden. Was wir, glaube ich, heute als Phänomen sehen, ist, dass sich Krisen nicht mehr so leicht abzeichnen. Die Pandemie der der Corona Pandemie hatte keiner auf dem Schirm, der Ukraine Krieg war plötzlich da. Wir sehen natürlich, dass die Welt total in Bewegung ist, dass die unterschiedlichen Strömungen und Einflussfaktoren ein Stück weit unvorhersehbarer und damit auch etwas unberechenbarer sind.
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Tom: Und ich glaube, dass Mittelständler sich insofern ein bisschen schwer tun, weil sie gezwungen sind, viel stärker zu reflektieren, miteinander mit ihren Führungsteams, aber auch mit ihren Mitarbeitenden. Und sie bringen ja sehr viel Substanz mit, und wenn es eine Krise ist, sind sie eigentlich ziemlich stark, aber ich glaube, sie könnten stärker sein darin, Strömungen und Themen noch etwas früher zu erkennen und für sich dann die richtigen Schlüsse rauszuziehen, aber per se, würde ich sagen, ist der Mittelstand schon relativ krisenrobust das ergibt sich so aus dieser DNA.
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Tom: Häufig der Familienunternehmen und der mehreren Generationen
Markus: Auf der industriepolitischen Ebene reden wir gerade viel über Resilienz. Ist das auch ein Thema für einen Mittelstand, wie resilient ist der eigentlich?
Tom: Na ja, das ist aus meiner Sicht genau das Thema für den Mittelstand, das war auch die damalige Erkenntnis von mir so, so kurz nach der Pandemie, dass ich mich gefragt habe, was macht denn eigentlich diese großen Familienunternehmen so widerstandsfähig, so resilient.
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Tom: Dann hab ich Interviews geführt mit mit den Unternehmerinnen und Unternehmern und hab mal versucht herauszufinden, was macht es aus. Und viele der Unternehmen, die ich interviewt habe, die gibt es seit über 100 Jahren. Insofern sind sie ja sehr widerstandsfähig, ja und haben bewiesen, dass sie Krisen überstehen können, dass sie auch Trends überstehen können und dass sie durch vielleicht fortlaufenden Innovationsgeist auch sich immer wieder adaptieren können.
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Tom: Das Thema Adaptionsfähigkeit ist aber der eigentliche Schlüssel, weil wir sehen, dass die Veränderungsgeschwindigkeit in den letzten Jahren dramatisch zugenommen hat und die Fähigkeit der Organisation, sich zu adaptieren, aber immer n bisschen langsamer ist. Das heißt, aus meiner Sicht ist die größte Herausforderung, nicht zu sagen, wir können mit der Krise, mit der Krise gut umgehen und sind deswegen resilient. Sondern vor allen Dingen besteht die Herausforderung darin, das Management dieser Adaptionsfähigkeit, also die Anpassungsfähigkeit an diese Veränderungsgeschwindigkeit und da.
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Tom: Ist nicht jeder gleichermaßen gut aufgestellt, würde ich sagen.
Markus: Ist Tempo dann auch das Thema, wo die Unternehmen und Unternehmer sich noch am schwersten tun in Sachen Resilienz?
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Tom: Also Tempo an sich ist keiner der Resilienzfaktoren, die ich herausgefunden habe, sondern es sind eher andere Faktoren, die aber natürlich dazu führen, dass man entweder schnell oder langsam unterwegs ist. Also dass das Spektrum der Dinge reicht von und es klingt so banal, habe ein richtig gutes technologisches Backbauen und sei in der Lage, mit Daten zu arbeiten, analytisch zu arbeiten. Da sehe ich häufig noch eine größere Schwäche von manchen Mittelständlern. Also wirklich analytisch mit Daten zu arbeiten und auch Daten nicht nur aus den Finanzzahlen zu bekommen, sondern eben auch aus externen Faktoren.
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Tom: Reicht aber dann bis zu Diversität bis zu Purpose, aber auch eben Governance Struktur eines Unternehmens. Also wie sind die unterschiedlichen Gremien aufgebaut, Aufsichtsgremien, Geschäftsführungsgremien, aber auch Gesellschafterkreise, das ist ein bunter Strauß, am Ende sind es 9 Faktoren, die aus meiner Sicht dafür sorgen, dass Unternehmen besonders widerstandsfähig ist oder eben auch nicht.
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Markus: Jetzt zeichnen Sie ja gerade eigentlich ein grundsätzlich ganz positives Bild des deutschen Mittelstands. Trotzdem sagen Sie, wir müssen Segel setzen, wir müssen los, wohin weht der Wind hin, wo müssen wir hin?
Tom: Na, ich glaube, was die aktuelle Situation ja mal zeigt, ist, den Wind können wir nicht ändern und sag mal, ich bin ein leidenschaftlicher aber sehr schlechter Segler und ich glaube sie segeln auch und wir wissen, Sie können aufs Schiff steigen und sie müssen schauen, wo kommt der Wind her so, und das bedeutet eben, dass man, je nachdem wo der Wind herkommt und wie Strömungen sind, wo Untiefen sind, eben seinen Kurs entsprechend adaptieren muss.
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Tom: Ich plädiere dafür, dass man nicht exakt die Route festlegt, also im Sinne einer Strategie, sondern dass man sich das Big Picture sehr klar formuliert, also die, die Richtung, wo soll es hingehen und wo möchte ich am Ende sein. Und dann kann ich je nach Wind und je nach Strömung eben auch meinen Kurs n Stückchen adaptieren, ohne das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren.
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Tom: Darauf kommt es aus meiner Sicht besonders an. Das heißt, der Wind, der weht im Moment von allen Seiten und dreht und ist unvorhersehbar, solange ich das feste Ziel vor Augen habe, bin ich aber dann als Unternehmen, als Mittelständler in der Lage, auch meinen Kurs anzupassen, diese Anpassungsfähigkeit, die sehe ich als wirklichen Schlüssel für mittelständische Unternehmen.
Markus: Herr Fischer, ganz herzlichen Dank.
Tom: Danke Ihnen auch.











