Lieber Mittelstand: Führung, jetzt!

Dr. Thomas M. Fischer erklärt, warum Unternehmende im gesellschaftlichen „Führungsvakuum“ stärker gegen Rechtsextremismus und für Nachhaltigkeit einstehen müssen.

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Markus: Herr Fischer, wir erleben gerade im Moment etwas, was wir in Deutschland lange nicht gesehen haben. Menschen gehen auf die Straße, positionieren sich gegen gegen einen Ruck nach rechts in dieser Gesellschaft, sie beraten Unternehmen, Führungsleute und sagen, da müssen die eigentlich mitmachen und sich auch positionieren, warum?

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Tom: Na ja, wir sehen ja zum Glück jetzt mal, dass Menschen auf die Straße gehen, weil diese Bewegung, diese Strömung, dass der, die die Tendenz zu Rechtsradikalismus, zur AFD zunimmt, das beobachten wir ja schon sehr lange, und endlich steht die Gesellschaft auf.

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Tom: Ich glaube, dass wir politisch sehen, dass wir eine Art Leg of Leadership haben. Das bedeutet, es fehlt wirklich Führung, die den Menschen erklärt, was passiert als nächstes. Die Menschen haben durch die Pandemie, durch die vielen Krisen und Kriege und so weiter ein Stück weit die Zuversicht verloren, und es ist natürlich an Politik an erster Stelle zu erklären, wo geht die Reise hin, was ist eigentlich das Ziel, aber da Politik dieses Vakuum aus meiner Sicht nicht so sehr füllt, glaube ich, dass wir Unternehmerinnen und Unternehmer sehr stark gefordert sind, wo wir doch so Multiplikatoren sind, wir haben Tausende.

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Tom: Hunderte, wie viele Mitarbeitende, die für uns arbeiten, da hängen Familien dran und dann obliegt es an uns, dass wir dieses Führungsvakuum ein Stück weit füllen. Menschen erklären, was gerade passiert, Zuversicht verströmen, Planungssicherheit geben und die Menschen zu ermuntern und ihnen deutlich zu machen, wie wichtig Pluralität ist. Wie wichtig ist es, dass wir als Deutschland weltoffen sind, dass wir ein freundliches Land sind. Wir sind eine Exportnation, und das geht nur, wenn man auch ein geschätzter und freundlicher Partner ist.

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Markus: Jetzt ist es ja so rechte Politik, wir haben das in den USA gesehen, wir erleben es auch hier negiert sehr gerne ein anderes wichtiges Thema. Nämlich die Nachhaltigkeit, das Umweltthema, sie sagen auch, das ist eigentlich n Führungsthema für Unternehmensspitzen, Wir brauchen Führungskräfte mit grünem Daumen, so nennen sie das, warum?

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Tom: Zunächst mal mag ich sagen, das ist ja typisch Populismus, dass man sagt, das ist alles Quatsch, weil man möchte den Menschen einfache Lösungen bieten und in dem Fall ist ja Nachhaltigkeit hinreichend komplex. Also das ist ja nicht damit getan, dass man statt der Plastiktüte den Jutebeutel nur nimmt, und das ist etwas, was Menschen natürlich spüren, dass es eine riesige Transformation ist. Und diese Transformation ist ja nicht nur Ökologie, die hat viel mit Gesellschaft zu tun, mit Werten zu tun, und es obliegt eben genau Führungskräften, auch hier, Menschen zu erklären, was passiert, es zu negieren, ist natürlich völliger Quatsch.

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Tom: Ja, weil wir alle sehen schon, die Folgen natürlich von Naturkatastrophen, vom Klimawandel, und wir alle wissen doch längst, dass das ein Trend ist, der nicht nur richtig ist, sondern unaufhaltsam ist. Insofern ist es wichtig, dass Führungskräfte, insbesondere Geschäftsführungen, Vorstände, Unternehmerinnen und Unternehmer mit gutem Beispiel vorangehen, aber vor allen Dingen mal erklären, welche Chancen auch in diesem ganzen Thema stecken. Wir müssen mehr über Chancen sprechen, wir müssen darüber sprechen, was bedeutet es im positiven Sinne für den Einzelnen, für die einzelne und weniger von verboten, weniger von Risiken.

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Tom: Weniger von einem Weg von, sondern wir brauchen das hinzu. Und das ist Job aus meiner Sicht von Unternehmerinnen und Unternehmern.

Markus: Jetzt sind wir hier auf dem Gipfeltreffen der Weltmarktführer, eine Veranstaltung, die sehr mittelständisch geprägt ist, genauso wie eben die Welt der Weltmarktführer. Was heißt dieses Nachhaltigkeitsthema eigentlich für mittelständische Unternehmen, wie müssen die sich positionieren?

3:15
Tom: Ja, die müssen sich genauso positionieren wie jedes andere Unternehmen natürlich auch. Zumal wir ja nun also deutlich mehr mittelständische Unternehmen in Deutschland haben als Konzerne. Ich sehe bei Mittelständlern eigentlich noch mal ein zusätzliches Narrativ, viele mittelständische Unternehmen, Familienbetriebe, sind ja in der x ten Generation dritte, vierten, fünfte, manchmal mehr Generation.

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Tom: Damit beweisen sie ja einmal mehr, dass sie ja schon sehr nachhaltig, nämlich langfristig, arbeiten. Und das ist insofern, sollte es Mittelständlern gar nicht schwer fallen zu sagen, wir sind ein nachhaltiges Unternehmen, weil wir Nachhaltigkeit im im Sinne der Langlebigkeit eben auch verstehen, und das bedeutet aber natürlich auch schonender Umgang mit Ressourcen. Das bedeutet natürlich eben auch, dass man sich verändert, dass man Werte verändert, dass man Mitarbeitende anders behandelt, dass sich Führung natürlich auch im mittelständischen Unternehmen verändern muss.

4:00
Tom: Aber es bedeutet eben auch, dass Mittelständler gut beraten sind, auch hier die Chancen zu sehen. Bisweilen sehe ich da schon ein bisschen Verharrungsvermögen, Beharrungsvermögen, sehr weise tradierten Unternehmen, die eigentlich vielleicht nicht wahrhaben wollen, dass sich bestimmte Dinge ändert, aber ich appelliere nur und sage ähnlich wie die Digitalisierung damals ja dafür gesorgt hat, dass ganz viel Veränderung in Unternehmen stattgefunden hat, ist es bei Nachhaltigkeit auch, es ist nur schleichender, aber aus meiner Sicht ein viel größerer Trend.

Markus: sie haben gerade ein Stichwort genannt, Beharrungsvermögen.

4:30
Markus: Jetzt sehen wir aber gerade bei diesem Nachhaltigkeitsthema eine unglaubliche Dynamik, der sich was verändert 1000 neue Möglichkeiten reden über den Energiesektor wie schafft es denn so ein tradierter Mittelständler, dieses Tempo mitzugehen?

Tom: Ich erlebe, dass Mittelständler an sich ja kein Problem haben, Tempo mitzugehen. An sich ist ja, viele Mittelständler sind ja zunächst mal abwartend vielleicht und und, und schauen sich erst mal bestimmte Dinge an.

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Tom: Wenn sie sie aber für sich als richtig und gutachtet haben, dann entwickeln sie schon eine unglaubliche Geschwindigkeit. Jetzt muss man ja auch sagen, dass die Regulatorik so, so schlimm man sie findet, natürlich dazu auch führt, dass sich Dinge ändern müssen. Also das heißt, ich, es ist nicht nur ein, ich will das, sondern die Regulatorik schreibt vor, ich muss das auch und die Konzerne müssen es sowieso tun und die Sorgen natürlich dafür, dass ihre Lieferanten, und das sind ja viele Mittelständler, eben bestimmte Richtlinien auch erfüllen müssen, die Banken werden also ihre Kreditvergabe ähnlich handhaben, das heißt, aus dem Wollen und müssen entsteht dann eigentlich der richtige Nährboden für diese Veränderung und das beschleunigt dann im Prinzip solche Vorhaben von beiden Seiten.

Markus: Ganz herzlichen Dank.

Tom: Danke Ihnen auch.