Technologie für Kunden
Von Chatbots bis hin zur automatisierten Ticketverarbeitung – was kann künstliche Intelligenz (KI) im Kundenservice schon heute leisten?
Von Chatbots bis hin zur automatisierten Ticketverarbeitung – was kann künstliche Intelligenz (KI) im Kundenservice schon heute leisten?
Auf ein Anliegen zu spät reagiert – und schon entscheidet sich ein Kunde womöglich anders und geht zur Konkurrenz. Heute muss nicht nur die Qualität eines Produkts überzeugen, sondern auch die Bereitschaft eines Unternehmens, auf Kundenbedürfnisse einzugehen. Da gilt es schnell, überall und jederzeit erreichbar sowie persönlich engagiert zu sein: Der Kundenservice ist zum Differenzierungsmerkmal geworden. Den Erwartungen von immer anspruchsvolleren Kunden gerecht zu werden, stellt deutsche Unternehmen vor Herausforderungen – nicht nur wegen des Fachkräftemangels. Der Einsatz von KI könnte Abhilfe schaffen. Mittelstand Heute beleuchtet die Möglichkeiten von KI im Kundenservice.
Laut einer Studie der Stanford University und des Massachusetts Institute of Technology steigert KI im Kundenservice die Produktivität um mehr als ein Drittel. Sie dient hier als digitaler Assistent, der Servicemitarbeitern intelligent zur Seite steht. Erfahrene Kundenbetreuer erreichten ein Produktivitätsplus von 14 Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe, die solche Tools nicht einsetzten. Mitarbeiter, die über wenig Qualifikation und Erfahrung verfügten, konnten ihre Arbeit gar um 35 Prozent schneller erledigen als Vergleichskandidaten. Wie ist das möglich?
Die Basis-Funktion von künstlicher Intelligenz besteht darin, komplexe Probleme zu bewältigen und Aufgaben zu automatisieren. Das schafft sie, indem sie menschenähnliche Denkprozesse in Computersystemen simuliert. Firmen wollen mit ihr Geschäftsprozesse optimieren und wettbewerbsfähig bleiben. Für den Kundendienst bedeutet das: Intelligente Technologien sollen Service Agents unterstützen, Kunden langfristig an das Unternehmen zu binden und gleichzeitig den Zeitdruck auf das Service-Team mindern. Allerdings gilt es zu unterscheiden, von welcher intelligenten Komponente im Einzelnen die Rede ist. KI im Kundenservice ist ein Rundum-Paket, das sich aus verschiedenen Technologien zusammensetzt:
Anrufe entgegennehmen, E-Mails und Chatnachrichten beantworten – sogar über Social Media nehmen Kunden Kontakt auf: Arbeitet ein Kundendienst-Mitarbeiter mit einer intelligenten Service Cloud kann er Kundenanfragen zentral von einem Dashboard aus verwalten. Kommunikationskanäle switcht er mühelos: So antwortet er etwa sofort auf eine E-Mail und wechselt dann zum privaten Chat, wo er weitere Details bespricht. Ähnlich einem digitalen Schreibtisch sind die Kundenanfragen als individuelle Akten organisiert, die er einsehen, verfolgen und bearbeiten kann. Eine integrierte Wissensdatenbank liefert die Informationen, die er braucht, damit er klar und präzise antworten kann.
Dahinter stecken folgende KI-basierte Assistenten:
Wann genau trifft der Kunde auf die künstliche Intelligenz? Sobald er das Kundencenter kontaktiert. Sei es per Telefon, E-Mail, Chat oder über Social Media – die KI verarbeitet die Kontaktaufnahme in Echtzeit. Dabei erkennt KI, welche Art von Anfrage sie vor sich hat, beantwortet diese gegebenenfalls selbst oder leitet den Kunden an den richtigen Berater weiter.
KI im Kundenservice ist dennoch mehr als eine Antwortmaschine. Ruft beispielsweise eine langjährige Kundin an, erkennt das System die Telefonnummer, ordnet dieser den Namen und die Firma zu und spielt dem Kundendienst-Mitarbeiter die Kundeneinordnung auf den Bildschirm. Der wiederum begrüßt die Anruferin mit Namen und kann dank der Vorab-Info spezifisch auf ihr Anliegen eingehen. KI sorgt also auch dafür, dass Kunden sich wohl sowie individuell betreut und geschätzt fühlen.
Auf einen Blick – das können Kunden von dem Einsatz von KI erwarten:
Chatbots versprechen Hilfe ohne Warteschleifen und sind rund um die Uhr verfügbar. Trotzdem nutzen sie laut einer Untersuchung der GISMA University of Applied Sciences nur fünf DAX-40-Unternehmen. Das könnte neben den bekannten KI-Hürden Compliance-Bedenken und Fachkräftemangel auch daran liegen, dass Vertrauen und Verständnis zu einem positiven Kundenerlebnis gehören. Persönlicher Kontakt ist nicht zu ersetzen, sagen auch die im aktuellen Radar des Kundendienst-Verbands (KDV) befragten Service-Experten. 65 Prozent sprechen KI die emotionale Komponente ab – und zwar solange ein Kunde den Unterschied zwischen dem Bot und einem Menschen wahrnehmen kann.
Aktuelle Erkenntnisse aus dem "State of the Contact Centre Report 2023" zeigen, dass die Mehrheit der Contact Center Manager ihre Zweifel haben. Sie sehen KI-Service-Plattformen als Werkzeug, mit dem sie die Effizienz der Mitarbeiter steigern können. Auch wenn intelligente Technologie bereits manuelle Aufgaben vereinfacht und komplexe Geschäftsmodelle unterstützt, bleibt es dabei: Wer kritisch denkt, flexibel ist und sich anpassen kann, wird auch in Zukunft einen Platz im Kundenservice haben. Der KDV-Radar bestätigt das: Damit eine KI Kundeninteraktionen übernehmen kann, bedürfe es einer Alternative, die den Menschen als Erfolgsfaktor gleichwertig ersetzt. Laut KDV sei es – aufgrund des schnellen technologischen Fortschritts – nur eine Frage der Zeit, bis die Unterschiede zwischen Menschen und KI kaum mehr spürbar sind.
Quelle Aufmacherbild: KI-Bild erstellt mit Midjourney