
KI im E-Commerce: Anforderungen, Herausforderungen & 10 konkrete Use Cases für Onlinehändler
Der Onlinehandel wächst stetig: Globale E-Commerce-Umsätze sollen 2025 um rund 8,4 % auf 6,86 Billionen USD steigen.[1] Auch im DACH-Raum zeigt sich ein anhaltendes Wachstum: Statista prognostiziert für das laufende Jahr ein Plus von 7 %. Gleichzeitig erwarten Kundinnen und Kunden personalisierte, reibungslose und kanalübergreifende Einkaufserlebnisse – und neue Regularien wie der AI Act erzeugen zusätzliche Herausforderungen.
In Europa nutzten 2024 bereits 13,5 % aller Unternehmen KI – bei Großunternehmen liegt der Anteil sogar über 41 %[2]. Speziell im B2B‑E-Commerce erreicht der Markt 2023 ein Volumen von knapp 2,1 Billionen EUR bei durchschnittlich 14 % jährlichem Wachstum.[3] Beeindruckend: 67 % der B2B‑Onlinehändler setzen KI ein, 90 % halten sie für strategisch unverzichtbar[4].
Auf einen Blick
Dieser Artikel zeigt Ihnen praxisnah, wie Onlinehändler mit 13 KI-Use-Cases (8 Quick Wins, 5 Future Wins) kurzfristig Umsatz steigern und langfristig Marktanteile sichern. Er erklärt Ihnen den Unterschied zwischen Generative AI und Predictive AI, beleuchtet das SAP Commerce Cloud + CX AI Toolkit als Plug-&-Play-Basis und nennt typische Herausforderungen bei der Implementierung von KI im E-Commerce.
E-Commerce (R) Evolution
In diesem Webinar präsentieren wir praxisnahe E-Commerce-Use-Cases, die sich dank des SAP CX AI Toolkits sofort umsetzen lassen – ganz ohne zuvor eigene KI-Szenarien entwickeln zu müssen.
KI im E-Commerce: Herausforderungen, Trends & Potenziale
Onlinehändler sehen sich 2025 weiter steigendem Wettbewerbs- und Kostendruck ausgesetzt: Liefer- und Logistikkosten steigen, Kundinnen und Kunden haben immer höhere Erwartungen, während große Marktplätze wie Amazon und Co. das Spielfeld dominieren. Zum Glück bieten modernste KI-Technologien wie Echtzeit-Personalisierung, Multichannel-Optimierung und datengestützte Entscheidungsprozesse vielfältige Potenziale, um auf diese Herausforderungen reagieren zu können.
Laut dem DHL E‑Commerce Trends Report 2025 sind genau diese Technologien – Personalisierung, Smart Pricing, Visual Search und automatisierte Retourenvermeidung – die zentralen Erfolgsfaktoren. Um erfolgreich zu agieren, benötigen gerade Mittelständler eine gute Balance zwischen verantwortungsvoller Integration und schnellem Mehrwert.[5]
- Hyper-Personalisierung
Personalisierte Produktempfehlung ist heute keine Kür, sondern Pflicht: 54 % der Deutschen kauften schon aufgrund personalisierter Werbung[6]. - Self-Service & Resilienz
Automatisierte Lager- und Retourenprozesse können dem Fachkräftemangel entgegenwirken. - Social Commerce
70 % der globalen Käuferinnen und Käufer erwarten bis 2030 Onlinekäufe via Instagram, TikTok oder Facebook.[7] Erste Shops sind hier bereits aktiv, insbesondere jüngere Käufergruppen nutzen die Plattformen zugleich als Suchmaschinen. - Nachhaltigkeit & Circular Economy
Jeder dritte Einkauf wird abgebrochen, falls keine nachhaltige Option angeboten wird.[8] - Voice & Visual Search
Etwa 37 % nutzen bereits Voice-Shopping. Fast ebenso viele wünschen sich eine visuelle Produktsuche.[9]
Was KI im E-Commerce leisten kann: 13 Use Cases
KI-Quick-Wins im E-Commerce
Echtzeit-Produktempfehlungen
KI analysiert Verhalten und Kaufhistorie von Kundengruppen oder Einzelpersonen. Darauf basierend empfiehlt sie individuell passende Produkte live.
Nutzen: Steigerung Warenkorbwert & Conversions
Automatische SEO-Produkttexte
Generative AI erstellt automatisiert Produkt- und Kategoriebeschreibungen, Landingpages und mehr – SEO-optimiert und zielgruppengerecht.
Nutzen: schnellere Markteinführung, geringerer Aufwand

KI-generierte Produktbeschreibung
Semantische Produktsuche
KI versteht Suchintentionen immer besser und liefert immer relevantere Ergebnisse dank kontinuierlich ausgebautem Kontextverständnis.
Nutzen: höhere Kundenzufriedenheit, mehr Conversion
Personalisierte E-Mail-Kampagnen
Kein langes Grübeln über die perfekte Betreffzeile: KI generiert automatisiert individuelle Inhalte für E-Mails samt CTAs.
Nutzen: höhere Öffnungsrate und Conversion
Kundensegmentierung automatisieren
Auf Basis teils jahrelang angesammelter Daten bildet KI Kundensegmente für gezielte Marketingaktionen.
Nutzen: effektiveres Marketing, geringere Streuverluste
KI-gestützte Chatbots & Shoppingassistenten
Moderne KI-Chatbots helfen rund um die Uhr bei der Produktsuche, beantworten Fragen oder begleiten durch den Checkout-Prozess.
Nutzen: Entlastung des Supports, verbesserte Kundenerfahrung, höhere Conversion

Shopping-Assistent hilft bei Produktsuche
Virtuelle Produktbilder mit KI erstellen
KI generiert automatisch professionelle Produktbilder oder verändert bestehende – entfernt z. B. Hintergrund, fügt Overlay hinzu.
Nutzen: geringere Produktionskosten, konsistente Darstellung, Zeitersparnis
Automatisierte Produktbeschreibungen
Basierend auf Bildern, Attributen oder Text-Snippets erzeugt die KI vollständige, suchmaschinenoptimierte Produktbeschreibungen.
Nutzen: schneller Go-live neuer Produkte, einheitlicher Stil, bessere Sichtbarkeit
KI-Future-Wins im E-Commerce
Predictive Retourenvermeidung
KI prognostiziert Retourenrisiko basierend auf historischen Daten.
Nutzen: Reduktion Retourenquote
Dynamisches Pricing
Eine echte Absatzwaffe: Die KI sorgt für automatische Preisanpassungen basierend auf Markt-, Lager- und Nachfrageanalysen.
Nutzen: höhere Marge, bessere Marktpositionierung
Intelligente Bestandsplanung
Die KI berechnet den Bestandsbedarf anhand historischer Verkaufsdaten und Prognosen. Dies ermöglicht einen optimierten Lagerbestand.
Nutzen: Vermeidung von Lagerüberhängen
Sentiment-Analyse im Kundenservice
Die KI kann auch dabei helfen, eindeutig geäußerte oder subtil kommunizierte Emotionen innerhalb der Kundenkommunikation zu erkennen.
Nutzen: schnellere Problemlösung, erhöhte Kundenzufriedenheit
Checkout-Optimierung durch KI
Mittlerweile schon fast ein Klassiker der KI-Anwendung im E-Commerce: Analyse von Checkouts vor Kaufabschluss und Einleitung automatischer Gegenmaßnahmen.
Nutzen: Reduktion von Kaufabbrüchen
Predictive AI & Generative AI im Vergleich
Nicht jede künstliche Intelligenz arbeitet gleich. Für gewöhnlich werden Ihnen zwei Typen begegnen: Predictive AI und Generative AI. Beide erfüllen unterschiedliche Aufgaben und ergänzen sich optimal.
Predictive AI analysiert historische Daten, erkennt Muster im Nutzerverhalten und erstellt Prognosen. So lassen sich z. B. Retourenwahrscheinlichkeiten vorhersagen, Absatzmengen besser planen oder personalisierte Empfehlungen in Echtzeit ausspielen.
Generative AI geht noch einen Schritt weiter: Sie erstellt auf Basis vorhandener Informationen aktiv neue Inhalte – etwa SEO-optimierte Produktbeschreibungen, individuelle E-Mails oder visuelle Produktassets.
Funktion |
Generative AI |
Predictive AI |
Ziel |
Inhalte erstellen |
Wahrscheinlichkeiten und Trends vorhersagen |
Anwendung im E-Commerce |
Automatisierte Produktbeschreibungen erstellen KI-gestützte Chatbots & Shopping-Assistenten Virtuelle Produktbilder & Varianten generieren Content-Erstellung für Marketing & SEO Personalisierte Kampagnen und Empfehlungen Virtuelle Try-ons & Konfiguratoren |
Demand Forecasting Dynamische Preisgestaltung Personalisierte Produktempfehlungen Customer-Lifetime-Value-Prognosen Predictive Inventory Management |
Datenbasis |
Sprachmodelle Strukturierte Produktdaten Visuelle Inhalte |
Historische Transaktionsdaten Kundenverhalten Session-Daten |
Nutzen |
Spart Schreibarbeit, |
Unterstützt fundierte Entscheidungen, |
Integration in SAP |
Über GenAI CX Toolkit |
Über Commerce, ERP, Emarsys |
Datenstrategie & Change Management
Eine nachhaltige KI-Einführung beginnt bei der Datenqualität. Denn ohne saubere, gut strukturierte Daten bleibt jede KI-Initiative wirkungslos. Doch sie endet nicht bei der technischen Umsetzung. Genauso wichtig ist die Akzeptanz im Team: Wer die Vorteile der KI versteht, ist eher bereit, neue Prozesse zu akzeptieren und aktiv mitzugestalten.
Vereinfacht gesagt, sind diese drei grundlegenden Schritte für eine erfolgreiche Einführung unumgänglich:
- Audit: bestehende Datenquellen analysieren, Lücken erkennen, Formate vereinheitlichen
- Governance: Rollen und Zuständigkeiten definieren, regelmäßige Pflege sicherstellen, DSGVO-Konformität gewährleisten
- Change Management: Mitarbeitende frühzeitig einbinden, transparent kommunizieren, Schulungen anbieten und Erfolgsmessung etablieren
SAP Commerce Cloud und GenAI CX Toolkit: Out-of-the-box-KI für Ihr Unternehmen
Hintergrund
Für SAP-Anwender
Sie arbeiten bereits mit SAP? Dann nutzen Sie das SAP CX AI Toolkit und erfahren Sie, wie sich KI direkt in Ihrer SAP Commerce Cloud anwenden lässt – ohne eigene KI-Infrastruktur oder lange Vorlaufzeiten.
Rechtlicher Rahmen: AI Act & DSGVO
KI-Systeme im E-Commerce bringen nicht nur technologische Vorteile: Sie verändern auch die Anforderungen an Datenschutz und Compliance. Der EU AI Act verlangt, dass KI-Anwendungen je nach Risiko klassifiziert und entsprechend kontrolliert werden. Für viele Anwendungen im E-Commerce – wie Produktempfehlungen oder dynamische Preise – bedeutet das: Sie gelten als „geringes Risiko“, unterliegen aber dennoch klaren Transparenz- und Dokumentationspflichten.
Parallel bleibt die DSGVO maßgeblich: Wer personenbezogene Daten verarbeitet – etwa zur Personalisierung von Inhalten oder in Chatbots – muss Einwilligungen einholen, Daten sicher speichern und ihre Verwendung nachvollziehbar machen. Mehr zu diesen Aspekten finden Sie hier.
Warum das wichtig ist: Nur wenn Ihre Kundinnen und Kunden Ihrer eingesetzten KI vertrauen – weil sie fair, nachvollziehbar und sicher funktioniert – wird sie akzeptiert. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind deshalb kein Hindernis, sondern eine notwendige Grundlage für langfristigen Erfolg.
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Fazit: KI im E-Commerce ist keine Vision, sondern Realität
Künstliche Intelligenz verändert den E-Commerce. Wer personalisierte Kundenerlebnisse schaffen, Retouren senken und Prozesse automatisieren will, kommt an Predictive und Generative AI nicht vorbei.
Wichtig ist: Je früher Sie starten, desto mehr hochwertige Daten können Sie als Grundlage für künftige Entscheidungen sammeln. Deren Analyse hilft Ihnen, Ihre Kundschaft besser zu verstehen und sich auf lange Sicht einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu verschaffen:
- Priorisieren Sie drei Use Cases.
- Sorgen Sie für qualitativ hochwertige Daten.
- Schulen und begeistern Sie Ihr Team für KI.
- Starten Sie mit klaren Pilotprojekten.
- Optimieren Sie laufend auf Basis messbarer Ergebnisse.