KI, Omnichannel & Co.
Welche Themen bewegen den E-Commerce, wie verändert sich der Markt und wie investieren Unternehmen 2023? Mittelstand Heute mit einem kurzen Überblick.
Welche Themen bewegen den E-Commerce, wie verändert sich der Markt und wie investieren Unternehmen 2023? Mittelstand Heute mit einem kurzen Überblick.
Was müssen Unternehmen, die im Electronic Commerce, kurz: E-Commerce, tätig sind, im neuen Jahr 2023 auf dem Schirm haben? In einer vom E-Commerce-Spezialisten Taxdoo veröffentlichten Studie gaben von 145 befragten Händlern 57 Prozent an, neben dem stationären Geschäft auf mindestens einen Online-Verkaufskanal zu setzen. Nur noch 17 Prozent der befragten Händler verkaufen der Studie zufolge noch ausschließlich stationär.
In das gleiche Horn stößt das Marktforschungsunternehmen Gartner: Laut Gartner werden 2023 15 Prozent der großen E-Commerce-Unternehmen ganze Online-Marktplätze eingeführt haben. Mittelstand Heute klärt die wichtigsten Begriffe und Trends rund um das Thema Electronic Commerce, kurz: E-Commerce:
E-Commerce, Electronic Commerce, oder auch die elektronische Geschäftsabwicklung, ist derjenige Teil des Electronic Business (E-Business), der das Werben, den Kauf und den Verkauf von Waren und Leistungen über das Internet umfasst.
E-Commerce: Onlineshop, Plattform oder Marktplatz?
Egal ob Onlineshop, Plattform oder Marktplatz: Sie alle bringen Angebot und Nachfrage im Electronic Commerce zusammen. Der Unterschied eines Online-Marktplatzes zu einem Onlineshop ist, dass auf einem Online-Marktplatz mehrere Hersteller, Händler oder Selbstständige ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten können (Beispiel: Handel über Amazon). Plattform-Anbieter im Electronic Commerce hingegen investieren in Software und Devices, bieten also die Plattform selbst als Dienstleistung für Verkäufer an. So kann auch eine bereitgestellte Plattform im Internet zu einem virtuellen Marktplatz werden, muss dies aber nicht.
E-Commerce-Marktführer unterscheiden sich von Konkurrenten dadurch, dass sie das Kundenerlebnis, die Customer Experience (CX) kontinuierlich mit neuen Features verbessern und so die Zufriedenheit der Kunden steigern. Wie Mittelstand Heute in diesem Beitrag schon erklärt hat, beschreibt die Customer Experience die Summe aller Erfahrungen, die ein Käufer mit einem Unternehmen macht.
Ein gutes Customer Experience Management ist Erfolgsfaktor für eine gute E-Commerce-Strategie. Durch die Kombination aus Technologien und Marketingstrategien lassen sich Interaktionen mit Kunden überwachen, begleiten und organisieren. So steuern und personalisieren Unternehmen über CX Management die Customer Journey über alle Touchpoints hinweg in Echtzeit.
Eine schlechte Customer Experience hat für den Online-Handel negative Folgen. Sie führt dazu, dass sich Verbraucher von Marken abwenden: Zwei Drittel der Befragten gaben einer Studie von Publicis Sapient zufolge an, dass sie ihren Online-Einkaufswagen im Onlineshop aufgeben, wenn der Checkout-Prozess schwierig oder verwirrend ist. 48 Prozent führen mehrstufige Checkout-Prozesse als Frustrationsquelle an. Die Hälfte der Befragten sagten aus, dass sie eine Website oder Plattform wegen schlechten Designs nicht mehr nutzen würden.
Nach einem schwierigen ersten Halbjahr 2022 zeigte sich der Online-Handel zuletzt robuster. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts legten die Umsätze im Internet- und Versandhandel im Juli zu – im Jahresvergleich preisbereinigt um rund 5 Prozent. Dagegen kassierte der Einzelhandel insgesamt ein reales Umsatzminus von 2,6 Prozent, was vor allem für einen starken Druck auf den stationären Handel spricht.
Unternehmen sind deshalb gut beraten, ihre Strategien für den E-Commerce weiterzuentwickeln. Laut einer Studie des Versand-Software-Spezialisten Sendcloud werden folgende 17 Technologien für den E-Commerce immer wichtiger:
Mit AR, VR und 3D könnten Käufer im E-Commerce Produkte künftig virtuell testen. Bereits im Einsatz ist AR in Onlineshops, die Möbel anbieten. Auf diese Weise können Kunden ein Produkt bereits vor dem Ankauf virtuell im Wohnzimmer testen.
Während Shopsysteme und CMS normalerweise Front- und Backend als ein Paket liefern, geht Headless Commerce im Internet einen anderen Weg. Der Ansatz, der seit 2020 im E-Commerce die Runde macht, trennt Front- und Backend voneinander, sodass Unternehmen an der visuellen Oberfläche ihres Onlineshops arbeiten können, ohne darauf achten zu müssen, ob die Änderungen funktionell mit dem Backend kompatibel sind.
Eine große Chance für den Electronic Commerce, E-Commerce, ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning zur Personalisierung der Kundenerlebnisse. Kunden bevorzugen im Handel ein individuelles Einkaufserlebnis, das auf ihre Bedürfnisse angepasst ist. Dazu sammelt die KI Daten über den Käufer und dessen Such- und Einkaufsverhalten, trackt alle Aktionen und Interaktionen mit dem Shop und analysiert die gewonnenen Ergebnisse.
Während der Corona-Lockdowns waren viele Händler gezwungen, ihre Vertriebskanäle zu erweitern. Die Umsätze im E-Commerce sind deshalb in den letzten Jahren explodiert. Der Umsatz im stationären Einzelhandel ist jedoch immer noch viel höher als im E-Commerce.
Omnichannel Commerce stellt den Kunden in den Mittelpunkt. Denn: Der Kunde bestimmt heute, wo, wie und wann er shoppt. Das bedeutet, alle Kanäle und Touchpoints, über die Unternehmen mit Kunden interagieren – darunter zum Beispiel der Onlineshop, Marktplätze, Social Media oder auch das stationäre Geschäft - werden so verknüpft, dass ein Wechsel ohne Brüche im Informations- und Kaufprozess möglich ist.
Voice Commerce meint den Kauf von Produkten per Spachbefehl, zum Beispiel über Alexa oder Google. Conversational Commerce im E-Commerce geht noch weiter und umfasst auch alle schriftlichen Unterhaltungen zwischen Kunde und Unternehmen, zum Beispiel in Form von Chats in einem Onlineshop. Diese Formen der Interaktion mit dem Verbraucher werden im Handel immer stärker an Bedeutung gewinnen.
Mobil-optimierte Websites sollten zum Standard werden. Studien zeigen, dass bereits jetzt schon über 64 Prozent aller Suchanfragen im Internet von einem mobilen Gerät aus erfolgen.
Sendcloud empfiehlt darüber hinaus Progressive Web Apps (PWA). Diese bieten ein für Shopping-Apps typisches, intuitives und nahtloses Einkaufserlebnis - nur eben mit einem Webbrowser.
Außerdem plädieren die Herausgeber für ein starkes 5G-Netz mit dem sich für Kunden mobil völlig neue Möglichkeiten auftun (Geschwindigkeit, Augmented Reality, Virtuelle Marktplätze, etc.)
Chatbots sind eine Software, mit der Nutzer chatten können. Diese wird häufig auf Webseiten, wie zum Beispiel in einem Onlineshop, für effektive Kundenkommunikation und Support eingesetzt. Auch bei mittelständischen Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Chatbots bereits gang und gäbe: Laut Statista nutzten im letzten Jahr mehr als 37 Prozent der Unternehmen im Online-Handel bereits einen Chatbot.
Im Zuge von Big Data verarbeiten Unternehmen im E-Commerce große Datenmengen von Kunden aus dem Internet, um eine noch bessere Personalisierung zu erreichen.
Die Zahl der Kunden, die Produkte über Social Media entdecken und kaufen wollen, ist deutlich gestiegen – insbesondere bei Millennials und Digital Natives.
Marktplätze fungieren im E-Commerce längst nicht mehr nur als reine Orte für Handel, sondern dienen vielen Kunden als Orientierung zur Kaufentscheidung. Gute Bewertungen und ein positives Markenimage bewegen Nutzer zum Kaufabschluss im Internet.
Direct to Consumer: Was bedeutet das? Bei D2C im E-Commerce geht es im Handel darum, Produkte direkt vom Hersteller an Kunden zu verkaufen und zu vermarkten - auch Direktvertrieb genannt.
Re-Commerce ist laut Wirtschaftslexikon Gabler "ein C2B (Consumer-to-Business)-Geschäftsmodell im E-Commerce mit Second-Hand-Artikeln, bei welchem ein gewerblicher Händler Gebrauchtware von Endverbrauchern ankauft und diese auf seiner eigenen Internet-Plattform oder auch auf anderen Handelsportalen und Online-Marktplätzen wie Amazon oder eBay mit einem Gewinnaufschlag wieder verkauft."
Anbieter im E-Commerce bieten zunehmend Abonnements an, um Kunden langfristig an sich zu binden (Customer Lifetime Value).
Im E-Commerce könnten die niedrigen Transaktionskosten einer Blockchain sowie die Möglichkeit, dynamische Mikrozahlungen vorzunehmen, ein Vorteil für sowohl Händler und auch Verbraucher sein.
Virtuelle Währungen über Payment-Anbieter nehmen im E-Commerce laut Sendcloud weiter zu. Zahlungen per Rechnungen sind dennoch nach wie vor die umsatzstärksten. Wallets (oder digitale Brieftaschen) machen Transaktionen einfach, rasch und sicher dank Touch ID oder anderen Technologien.
Versandunternehmen investieren viel Geld in die Forschung von Robotern für die Logistik – ein Beispiel ist der Paktversand mit Drohnen.
Immer mehr potenzielle Kunden haben an Unternehmen den Anspruch, dass sie klimaneutraler werden. Dem Climate Awareness Report zufolge ist Klimaschutz heute bereits neun von zehn Verbraucherinnen und Verbrauchern wichtig. 50 Prozent achten auf CO2-Emissionen von Produkten und für rund 75 Prozent ist Nachhaltigkeit ein Kaufkriterium.
Content-Marketing, Influencer Marketing und Liveshopping nehmen im E-Commerce laut Sendcloud eine immer größere Rolle beim Marketing ein. Beim Live-Shopping werden Produkte zum Beispiel über einen Livestream verkauft. Aber auch zum Beispiel das Thema SEO, Suchmaschinenoptimierung im Internet, wird für den Online-Handel immer wichtiger.
Quelle Aufmacherbild: William W. Potter/stock.adobe.com