Symbolbild: Avatar-Gesicht und Daten

Unternehmensplanung 2030 – Alles KI oder ein Blick in die Glaskugel?

A learned guess: Unternehmensplanung 2030 zwischen Künstlicher Intelligenz, kürzeren Zyklen, Nachhaltigkeit und Szenario-Strategien.

Als Planungsexperte werde ich häufig gefragt: „Marco, wie sieht denn die Unternehmensplanung im Jahr 2030 aus? Wird alles automatisiert und KI-gesteuert?“ Ganz ehrlich: Wenn ich behaupten würde, ich wüsste genau, wie es kommt, müsste ich lügen. Aber ein paar Dinge zeichnen sich heute schon ab.

KI wird kommen – aber wie weit?

Natürlich reden alle über künstliche Intelligenz, insbesondere über prädiktive (was könnte passieren?) und präskriptive (was sollten wir tun?) Ansätze. Prädiktiv ist nicht neu – das diskutieren wir seit mindestens 10 Jahren. Präskriptiv hingegen geht weiter: Eine KI schlägt aktiv konkrete Maßnahmen vor, etwa Marketingaktionen oder Kostensenkungen. Die Technologie ist vorhanden, daran zweifle ich nicht. Aber wenn ich in die Unternehmen schaue, sehe ich das heute kaum umgesetzt.

Warum? Ganz einfach: Es fehlt an Akzeptanz. Viele Firmen vertrauen nicht einmal vollständig automatisierten Prognosewerten. Oft höre ich: „Bitte einfach die Werte vom Vorjahr kopieren, den Rest passe ich manuell an.“ Zwar gibt es auch Unternehmen, die bereits ihre ganze Strategie auf KI ausrichten und dadurch Kosten drücken – und diese werden definitiv die volle Bandbreite der Technologie ausschöpfen. Doch die Masse ist davon noch weit entfernt.

Wenn wir tiefer in die Praxis schauen, stellen wir fest, dass KI-gestützte Planungstools oft nur rudimentär eingesetzt werden. Zwar gibt es bereits Systeme, die vergangene Daten analysieren und daraus zukünftige Entwicklungen extrapolieren – etwa durch zyklische Muster oder wiederkehrende Ereignisse wie saisonale Schwankungen. Dennoch werden diese Vorschläge in der Realität meist manuell angepasst oder sogar verworfen, weil man lieber auf Bewährtes setzt.

Ein Grund dafür liegt sicher darin, dass viele Unternehmen in der Planungsphase bewusst konservativ sind. Planung ist nicht nur ein technischer Prozess, sondern auch eine menschliche Angelegenheit. Verantwortliche möchten Sicherheit und Verlässlichkeit – da scheint ein menschliches Urteil oft vertrauenswürdiger als eine Maschine, die „nur“ Daten analysiert. Zudem herrscht noch oft Skepsis gegenüber der Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen. Viele Verantwortliche befürchten, dass komplexe Algorithmen nicht klar genug erläutern können, wie sie zu bestimmten Ergebnissen gekommen sind.

Die Verantwortungs-Frage 

Die entscheidende Frage ist also nicht: "Kann die KI das?", sondern vielmehr: "Sind wir bereit, der KI so viel Verantwortung zu übertragen?" Denn eins ist klar: Die Möglichkeiten sind gewaltig. Ein Planungsprozess, der heute 1000 Stunden braucht, könnte dann in Sekunden erledigt sein. Doch solange der Mensch an Excel-Tabellen hängt und Planungsexperten ihre Autorität nicht komplett an Algorithmen abgeben wollen, bleibt dieser Sprung in die KI-getriebene Zukunft schwierig.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vielfalt der Akzeptanzformen. Manche Unternehmen sind bereits jetzt voll digitalisiert und setzen KI ganz bewusst strategisch ein, um Kosten zu reduzieren und Effizienz zu steigern. Andere Unternehmen wiederum bewegen sich sehr vorsichtig auf diesem Terrain und sehen KI eher als zusätzliche Unterstützung, nicht aber als zentrale Entscheidungsinstanz. Diese Vielfalt wird sich bis 2030 vermutlich weiter ausdifferenzieren.

Ich bin mir sicher: Die Technologie wird bis 2030 gewaltige Fortschritte machen. Gleichzeitig hängt der Grad der KI-Nutzung in der Unternehmensplanung entscheidend von der kulturellen Akzeptanz innerhalb der Organisationen ab. Der Fortschritt der Technologie allein reicht nicht aus. Entscheidend ist, wie Menschen mit diesen neuen Werkzeugen umgehen und welche Rolle sie der KI langfristig in ihren Entscheidungsprozessen zugestehen wollen. Genau das entscheidet letztlich die Praxis – und vor allem die Menschen in den Unternehmen.

So viel zu KI. Aber Planung 2030 wird deutlich vielseitiger sein als nur „mehr KI“.

Mehr zum Thema

Websession am 12. November, 17:00 Uhr :

Unternehmensplanung im Jahr 2030

Wie KI, Automatisierung und Datenplattformen die Unternehmensplanung verändern werden.

 

Weitere Infos & Anmeldung

Die Planungs-Trends:

Kürzere Planungszyklen

Ein wesentlicher Trend ist, dass Planung agiler und kürzer wird. Wo früher vielleicht einmal im Jahr geplant wurde, werden Unternehmen zukünftig monatlich oder sogar wöchentlich forecasten können – und das mit granularen Details. Möglich machen das leistungsfähige Planungstools und statistische Modelle, die schnell und zuverlässig aktuelle Daten in Prognosen verwandeln.

Nachhaltigkeit

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Nachhaltigkeit. Zwar hat die EU zuletzt den Druck bezüglich einiger ESG-Kriterien etwas reduziert, dennoch werden CO₂-Zertifikate künftig so teuer sein, dass eine integrierte Nachhaltigkeitsplanung Pflicht ist. Unternehmen werden intensiv planen müssen, wie sie ihre CO₂-Kosten reduzieren und in nachhaltige Technologien investieren.

Erweiterter Planungshorizont

Die Unternehmensplanung wird außerdem zunehmend Purpose-driven. Es geht nicht mehr nur um Gewinnmaximierung. Aktionäre und Gesellschaft erwarten von Unternehmen, dass sie auch nicht-finanzielle Ziele wie Nachhaltigkeit, Diversität und gesellschaftlichen Mehrwert verfolgen. Das verändert fundamental, was und wie geplant wird.

Zunehmend bedeutend wird auch die Szenario-Planung. Ob Pandemie, blockierte Lieferketten oder geopolitische Spannungen – die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass externe Schocks jederzeit eintreffen können. Unternehmen müssen robuster und resilienter werden. Szenario-Analysen werden daher wichtiger, um mögliche Risiken und Ausweichstrategien frühzeitig zu identifizieren.

Die Rolle der Technologien...

Gleichzeitig wird sich natürlich auch der Markt der Technologieanbieter verändern. Aktuell zeichnet sich klar ein Trend hin zu zentralisierten Lösungen ab. Große Plattformen wie SAP bündeln immer mehr Funktionen, von ERP über Planungstools bis hin zu Reporting- und Data-Science-Systemen. Das schafft ideale Voraussetzungen für KI, denn je integrierter die Systeme, desto einfacher lassen sich Daten miteinander verknüpfen und analysieren. Andererseits entsteht dadurch natürlich eine gewisse Abhängigkeit von einzelnen Anbietern. Unternehmen müssen dann entscheiden, ob sie die Vorteile integrierter Systeme höher gewichten als die Freiheit, flexibel und unabhängig zu bleiben.

… und der Berater

Ähnlich spannend bleibt die Rolle von Beratungsunternehmen. Meiner Meinung nach wird Beratung auch in Zukunft enorm gefragt sein – allerdings mit verändertem Fokus. Während früher viel Arbeit in die reine technische Implementierung von Lösungen floss, sehe ich in Zukunft eher unsere Aufgabe darin, Unternehmen bei der Integration und Neugestaltung ihrer Prozesse zu begleiten. Viele Firmen werden die Umstellung auf zentrale Plattformen nutzen, um über Jahre gewachsene Prozesse kritisch zu hinterfragen, zu verschlanken und effizienter zu machen. Genau hier kommt unsere Expertise ins Spiel: Wir bringen nicht nur technisches Know-how mit, sondern auch jahrelange Erfahrung und einen externen Blick. So helfen wir Unternehmen, den Wandel richtig anzugehen und typische Fallstricke zu vermeiden.

Fazit

Ich bin mir sicher: Die Technologie wird bis 2030 gewaltige Fortschritte machen. Gleichzeitig hängt der Grad der KI-Nutzung in der Unternehmensplanung entscheidend von der kulturellen Akzeptanz innerhalb der Organisationen ab. Der Fortschritt der Technologie allein reicht nicht aus. Entscheidend ist, wie Menschen mit diesen neuen Werkzeugen umgehen und welche Rolle sie der KI langfristig in ihren Entscheidungsprozessen zugestehen wollen. Genau das entscheidet letztlich die Praxis – und vor allem die Menschen in den Unternehmen.

Quellen