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KI im E-Commerce: Anforderungen, Herausforderungen & 10 konkrete Use Cases für Onlinehändler

Geschrieben von Customer Experience Redaktion | Aug 14, 2025 5:49:38 AM

Der Onlinehandel wächst stetig: Globale E-Commerce-Umsätze sollen 2025 um rund 8,4 % auf 6,86 Billionen USD steigen.[1] Auch im DACH-Raum zeigt sich ein anhaltendes Wachstum: Statista prognostiziert für das laufende Jahr ein Plus von 7 %. Gleichzeitig erwarten Kundinnen und Kunden personalisierte, reibungslose und kanalübergreifende Einkaufserlebnisse – und neue Regularien wie der AI Act erzeugen zusätzliche Herausforderungen.

In Europa nutzten 2024 bereits 13,5 % aller Unternehmen KI – bei Großunternehmen liegt der Anteil sogar über 41 %[2]. Speziell im B2B‑E-Commerce erreicht der Markt 2023 ein Volumen von knapp 2,1 Billionen EUR bei durchschnittlich 14 % jährlichem Wachstum.[3] Beeindruckend: 67 % der B2B‑Onlinehändler setzen KI ein, 90 % halten sie für strategisch unverzichtbar[4].

Auf einen Blick

Dieser Artikel zeigt Ihnen praxisnah, wie Onlinehändler mit 13 KI-Use-Cases (8 Quick Wins, 5 Future Wins) kurzfristig Umsatz steigern und langfristig Marktanteile sichern. Er erklärt Ihnen den Unterschied zwischen Generative AI und Predictive AI, beleuchtet das SAP Commerce Cloud + CX AI Toolkit als Plug-&-Play-Basis und nennt typische Herausforderungen bei der Implementierung von KI im E-Commerce.

Onlinehändler sehen sich 2025 weiter steigendem Wettbewerbs- und Kostendruck ausgesetzt: Liefer- und Logistikkosten steigen, Kundinnen und Kunden haben immer höhere Erwartungen, während große Marktplätze wie Amazon und Co. das Spielfeld dominieren. Zum Glück bieten modernste KI-Technologien wie Echtzeit-Personalisierung, Multichannel-Optimierung und datengestützte Entscheidungsprozesse vielfältige Potenziale, um auf diese Herausforderungen reagieren zu können.

Laut dem DHL E‑Commerce Trends Report 2025 sind genau diese Technologien – Personalisierung, Smart Pricing, Visual Search und automatisierte Retourenvermeidung – die zentralen Erfolgsfaktoren. Um erfolgreich zu agieren, benötigen gerade Mittelständler eine gute Balance zwischen verantwortungsvoller Integration und schnellem Mehrwert.[5]

  1. Hyper-Personalisierung
    Personalisierte Produktempfehlung ist heute keine Kür, sondern Pflicht: 54 % der Deutschen kauften schon aufgrund personalisierter Werbung[6].
  2. Self-Service & Resilienz
    Automatisierte Lager- und Retourenprozesse können dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
  3. Social Commerce
    70 % der globalen Käuferinnen und Käufer erwarten bis 2030 Onlinekäufe via Instagram, TikTok oder Facebook.[7] Erste Shops sind hier bereits aktiv, insbesondere jüngere Käufergruppen nutzen die Plattformen zugleich als Suchmaschinen.
  4. Nachhaltigkeit & Circular Economy
    Jeder dritte Einkauf wird abgebrochen, falls keine nachhaltige Option angeboten wird.[8]
  5. Voice & Visual Search
    Etwa 37 % nutzen bereits Voice-Shopping. Fast ebenso viele wünschen sich eine visuelle Produktsuche.[9]

Was KI im E-Commerce leisten kann: 13 Use Cases

KI-Quick-Wins im E-Commerce

Echtzeit-Produktempfehlungen
KI analysiert Verhalten und Kaufhistorie von Kundengruppen oder Einzelpersonen. Darauf basierend empfiehlt sie individuell passende Produkte live.
Nutzen: Steigerung Warenkorbwert & Conversions

Automatische SEO-Produkttexte
Generative AI erstellt automatisiert Produkt- und Kategoriebeschreibungen, Landingpages und mehr – SEO-optimiert und zielgruppengerecht.
Nutzen: schnellere Markteinführung, geringerer Aufwand



Semantische Produktsuche
KI versteht Suchintentionen immer besser und liefert immer relevantere Ergebnisse dank kontinuierlich ausgebautem Kontextverständnis.
Nutzen: höhere Kundenzufriedenheit, mehr Conversion

Personalisierte E-Mail-Kampagnen
Kein langes Grübeln über die perfekte Betreffzeile: KI generiert automatisiert individuelle Inhalte für E-Mails samt CTAs.
Nutzen: höhere Öffnungsrate und Conversion

Kundensegmentierung automatisieren
Auf Basis teils jahrelang angesammelter Daten bildet KI Kundensegmente für gezielte Marketingaktionen.
Nutzen: effektiveres Marketing, geringere Streuverluste

KI-gestützte Chatbots & Shoppingassistenten
Moderne KI-Chatbots helfen rund um die Uhr bei der Produktsuche, beantworten Fragen oder begleiten durch den Checkout-Prozess.
Nutzen: Entlastung des Supports, verbesserte Kundenerfahrung, höhere Conversion




Virtuelle Produktbilder mit KI erstellen
KI generiert automatisch professionelle Produktbilder oder verändert bestehende – entfernt z. B. Hintergrund, fügt Overlay hinzu.
Nutzen: geringere Produktionskosten, konsistente Darstellung, Zeitersparnis


Automatisierte Produktbeschreibungen
Basierend auf Bildern, Attributen oder Text-Snippets erzeugt die KI vollständige, suchmaschinenoptimierte Produktbeschreibungen.
Nutzen: schneller Go-live neuer Produkte, einheitlicher Stil, bessere Sichtbarkeit



KI-Future-Wins im E-Commerce

Predictive Retourenvermeidung
KI prognostiziert Retourenrisiko basierend auf historischen Daten.
Nutzen: Reduktion Retourenquote

Dynamisches Pricing
Eine echte Absatzwaffe: Die KI sorgt für automatische Preisanpassungen basierend auf Markt-, Lager- und Nachfrageanalysen.
Nutzen: höhere Marge, bessere Marktpositionierung

Intelligente Bestandsplanung
Die KI berechnet den Bestandsbedarf anhand historischer Verkaufsdaten und Prognosen. Dies ermöglicht einen optimierten Lagerbestand.
Nutzen: Vermeidung von Lagerüberhängen

Sentiment-Analyse im Kundenservice
Die KI kann auch dabei helfen, eindeutig geäußerte oder subtil kommunizierte Emotionen innerhalb der Kundenkommunikation zu erkennen.
Nutzen: schnellere Problemlösung, erhöhte Kundenzufriedenheit

Checkout-Optimierung durch KI
Mittlerweile schon fast ein Klassiker der KI-Anwendung im E-Commerce: Analyse von Checkouts vor Kaufabschluss und Einleitung automatischer Gegenmaßnahmen.
Nutzen: Reduktion von Kaufabbrüchen




Predictive AI & Generative AI im Vergleich

Nicht jede künstliche Intelligenz arbeitet gleich. Für gewöhnlich werden Ihnen zwei Typen begegnen: Predictive AI und Generative AI. Beide erfüllen unterschiedliche Aufgaben und ergänzen sich optimal.

Predictive AI analysiert historische Daten, erkennt Muster im Nutzerverhalten und erstellt Prognosen. So lassen sich z. B. Retourenwahrscheinlichkeiten vorhersagen, Absatzmengen besser planen oder personalisierte Empfehlungen in Echtzeit ausspielen.

Generative AI geht noch einen Schritt weiter: Sie erstellt auf Basis vorhandener Informationen aktiv neue Inhalte – etwa SEO-optimierte Produktbeschreibungen, individuelle E-Mails oder visuelle Produktassets.

Funktion

Generative AI

Predictive AI

Ziel

Inhalte erstellen

Wahrscheinlichkeiten und Trends vorhersagen

Anwendung im E-Commerce

Automatisierte Produktbeschreibungen erstellen

KI-gestützte Chatbots & Shopping-Assistenten

Virtuelle Produktbilder & Varianten generieren

Content-Erstellung für Marketing & SEO

Personalisierte Kampagnen und Empfehlungen

Virtuelle Try-ons & Konfiguratoren 

Demand Forecasting

Dynamische Preisgestaltung

Personalisierte Produktempfehlungen

Customer-Lifetime-Value-Prognosen

Predictive Inventory Management

Datenbasis

Sprachmodelle

Strukturierte Produktdaten

Visuelle Inhalte

Historische Transaktionsdaten

Kundenverhalten

Session-Daten

Nutzen

Spart Schreibarbeit,
beschleunigt Content-Prozesse,
steigert die Conversion-Qualität

Unterstützt fundierte Entscheidungen,
reduziert Risiken,
erhöht Planungssicherheit

Integration in SAP

Über GenAI CX Toolkit 

Über Commerce, ERP, Emarsys 

Datenstrategie & Change Management

Eine nachhaltige KI-Einführung beginnt bei der Datenqualität. Denn ohne saubere, gut strukturierte Daten bleibt jede KI-Initiative wirkungslos. Doch sie endet nicht bei der technischen Umsetzung. Genauso wichtig ist die Akzeptanz im Team: Wer die Vorteile der KI versteht, ist eher bereit, neue Prozesse zu akzeptieren und aktiv mitzugestalten.

Vereinfacht gesagt, sind diese drei grundlegenden Schritte für eine erfolgreiche Einführung unumgänglich:

  1. Audit: bestehende Datenquellen analysieren, Lücken erkennen, Formate vereinheitlichen
  2. Governance: Rollen und Zuständigkeiten definieren, regelmäßige Pflege sicherstellen, DSGVO-Konformität gewährleisten
  3. Change Management: Mitarbeitende frühzeitig einbinden, transparent kommunizieren, Schulungen anbieten und Erfolgsmessung etablieren

SAP Commerce Cloud und GenAI CX Toolkit: Out-of-the-box-KI für Ihr Unternehmen

Rechtlicher Rahmen: AI Act & DSGVO

KI-Systeme im E-Commerce bringen nicht nur technologische Vorteile: Sie verändern auch die Anforderungen an Datenschutz und Compliance. Der EU AI Act verlangt, dass KI-Anwendungen je nach Risiko klassifiziert und entsprechend kontrolliert werden. Für viele Anwendungen im E-Commerce – wie Produktempfehlungen oder dynamische Preise – bedeutet das: Sie gelten als „geringes Risiko“, unterliegen aber dennoch klaren Transparenz- und Dokumentationspflichten.

Parallel bleibt die DSGVO maßgeblich: Wer personenbezogene Daten verarbeitet – etwa zur Personalisierung von Inhalten oder in Chatbots – muss Einwilligungen einholen, Daten sicher speichern und ihre Verwendung nachvollziehbar machen. Mehr zu diesen Aspekten finden Sie hier.

Warum das wichtig ist: Nur wenn Ihre Kundinnen und Kunden Ihrer eingesetzten KI vertrauen – weil sie fair, nachvollziehbar und sicher funktioniert – wird sie akzeptiert. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind deshalb kein Hindernis, sondern eine notwendige Grundlage für langfristigen Erfolg.

Weitere Websessions zu KI-Use-Cases

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Fazit: KI im E-Commerce ist keine Vision, sondern Realität

Künstliche Intelligenz verändert den E-Commerce. Wer personalisierte Kundenerlebnisse schaffen, Retouren senken und Prozesse automatisieren will, kommt an Predictive und Generative AI nicht vorbei.

Wichtig ist: Je früher Sie starten, desto mehr hochwertige Daten können Sie als Grundlage für künftige Entscheidungen sammeln. Deren Analyse hilft Ihnen, Ihre Kundschaft besser zu verstehen und sich auf lange Sicht einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu verschaffen:

  1. Priorisieren Sie drei Use Cases.
  2. Sorgen Sie für qualitativ hochwertige Daten.
  3. Schulen und begeistern Sie Ihr Team für KI.
  4. Starten Sie mit klaren Pilotprojekten.
  5. Optimieren Sie laufend auf Basis messbarer Ergebnisse.