SAP Business AISAP und KI – alle Möglichkeiten richtig nutzen
Mit SAP Business AI können Unternehmen Geschäftsprozesse durch KI optimieren. Ein KI-Experte verrät im Interview, warum sich die Integration lohnt.
Die meisten Unternehmen stehen derzeit vor der Frage, wie sie künstliche Intelligenz gewinnbringend einsetzen können. Auch SAP bietet hierzu spannende Ansätze. Unter dem Namen SAP Business AI stellt der führende Anbieter von Unternehmenssoftware ein umfangreiches Lösungsportfolio bereit, das künstliche Intelligenz in Geschäftsprozesse integriert. Was bringt SAP Business AI für Unternehmen und was verbirgt sich konkret dahinter? Mittelstand Heute sprach mit Georg Krenn, Vice President Global Development beim Business-IT-Dienstleister All for One.
SAP Business AI: Bedeutung und Abgrenzung
Mittelstand Heute: Was ist SAP Business AI?
Georg Krenn: SAP Business AI ist der Überbegriff für den Einsatz künstlicher Intelligenz in SAP-gestützten Geschäftsprozessen. Dazu zählt zum Beispiel Machine Learning, um große Datenmengen zu analysieren, Predictive Analytics, um Vorhersagen zu treffen, oder generative KI, um Content zu erstellen. So können Unternehmen etwa mit dem SAP Generative AI Hub in einer sicheren, kontrollierten Umgebung auf die führenden Large Language Models zugreifen. Grundsätzlich unterscheidet SAP drei Ebenen im Bereich Business AI:
SAP Joule als allgemeinen virtuellen Assistenten,
Embedded AI als integrierte KI-Funktionalität in den SAP-Applikationen
und drittens die technologische Basis für kundenindividuelle KI-Szenarien.
Quelle: All for One/YouTube
Mittelstand Heute: Wie unterscheidet sich SAP KI von anderen Anbietern?
Georg Krenn: Das Spannende an SAP Business AI ist: Unternehmen müssen nicht auf der grünen Wiese beginnen und sich Gedanken darüber machen, wie sie KI am sinnvollsten in ihre Geschäftsprozesse integrieren. Sie können ganz einfach auf die Expertise und Erfahrung von SAP vertrauen. Unternehmen stehen ja immer vor der Frage: Wie kann ich meine Geschäftsabläufe optimieren, Entscheidungen besser und schneller treffen und die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit steigern? Genau darauf ist SAP Business AI zugeschnitten. Die Kunden von SAP profitieren davon, dass SAP ihr umfangreiches Geschäftsprozess-Know-how nutzt, um sinnvolle und verlässliche KI-Anwendungen in den Lösungen bereitzustellen.
Mittelstand Heute: Wie erreicht KI von SAP dieses hohe Niveau?
Georg Krenn: Ich glaube, dass SAP hier einen sehr guten Job macht. SAP beschäftigt sich ja schon seit vielen Jahren mit dem Thema KI und nicht erst seit dem Hype um ChatGPT. Bereits in der HANA-Datenbank 2010 waren Algorithmen integriert, um große Datenmengen zu analysieren. Sehr früh konnten Kunden Machine Learning nutzen, um aus Daten Erkenntnisse zu ziehen und Vorhersagen zu treffen. Mit SAP Business AI haben jetzt auch kleinere und mittelständische Unternehmen die Möglichkeit, schnell und einfach auf KI-Funktionalität zuzugreifen.
Das Spannende an SAP Business AI ist: Unternehmen müssen nicht auf der grünen Wiese beginnen..."
Mittelstand Heute: Gehen wir ein bisschen ins Detail: Wie funktioniert SAP Joule?
Georg Krenn: Joule ist quasi mein digitaler Helfer im SAP-Kosmos, ähnlich wie Copilot bei Microsoft. Ich kann in natürlicher Sprache mit ihm interagieren, ihm Fragen stellen und ihn um Hilfe bitten. Joule unterstützt mich zum Beispiel dabei, eine SAP-Applikation zu bedienen. Er kann aber auch Auswertungen und Berichte für mich erstellen oder mir eine Kommunikation zusammenfassen. Das Tolle daran ist: Joule versteht nicht nur meine Anweisungen, sondern kennt auch meine Prozesse und den betriebswirtschaftlichen Kontext. Die KI kann schnell auf Daten aus verschiedenen Systemen zugreifen und lässt sich mit unternehmensinternem Wissen füttern.
Mittelstand Heute: Warum sollte ich Joule einsetzen?
Georg Krenn: Joule lässt sich intuitiv bedienen und ist sofort einsatzbereit, ohne dass ich ihn großartig konfigurieren muss. Jeder wird den digitalen Assistenten daher künftig verwenden. Wer das nicht tut, ist ineffizienter. SAP hat Joule bereits in 13 Applikationen Out-of-the-Box integriert, darunter die SAP Mobile Start App. Anwender können den virtuellen Assistenten also auch am Smartphone befragen oder dank einer iPhone-Integration sogar Siri bitten, mit Joule zu sprechen.
Mittelstand Heute: Wie unterscheidet sich Embedded AI von Joule?
Georg Krenn: Während Joule als übergreifender Assistent fungiert, bezeichnet Embedded AI spezifische Funktionen, die direkt in die SAP-Anwendungen integriert sind. Dafür hat sich SAP im Vorfeld genau angesehen, welche Prozesse Kunden üblicherweise mit der Software durchführen, und dann überlegt, bei welchen Schritten künstliche Intelligenz einen Mehrwert liefert. Unternehmen können diese KI-Use-Cases sofort nutzen und sparen eigenen Entwicklungsaufwand. Nehmen wir zum Beispiel die SAP Sales & Service Cloud: Hier kann die KI etwa Vertriebsprozesse unterstützen, indem sie auf Basis von CRM-Daten eine Account-Zusammenfassung erstellt. Mitarbeiter sehen dann auf einen Blick, vor welchen Herausforderungen ein Kunde steht und welche Verkaufschancen sich bieten.
Unternehmen und KI: Erste Schritte gehen
Mittelstand Heute: Wie kann ich meine eigenen KI-Use-Cases realisieren?
Georg Krenn: Wenn ich mich als Unternehmen von Wettbewerbern abheben will, brauche ich natürlich maßgeschneiderte Use Cases. Individuelle Prozesse und Anforderungen kann ich mithilfe von SAP Business AI auf der SAP Business Technology Plattform (BTP) umsetzen. SAP stellt dafür das Werkzeug bereit. Unternehmen brauchen aber selbst Entwickler oder können sich von Experten wie All for One unterstützen lassen. Wir haben ein eigenes Team, das sich mit KI, Machine Learning und Big Data beschäftigt und seit vielen Jahren Projekte in den verschiedensten Bereichen realisiert.
Mittelstand Heute: Wie läuft ein Projekt zu SAP Business AI mit All for One ab?
Georg Krenn: Zunächst ermitteln wir gemeinsam, vor welchen Herausforderungen der Kunde steht und was er mit KI erreichen will. Anschließend prüfen wir, wie wir das Ziel am besten mit der SAP BTP erreichen können. Manchmal reicht es zum Beispiel aus, ein bestehendes SAP-Tool umzubauen. Manchmal müssen wir komplett neu entwickeln. Außerdem stellen wir sicher, dass keine Daten an Drittanbieter übertragen werden, sofern der Kunde das nicht explizit wünscht. Wenn ein Unternehmen schon einen sehr großen Microsoft-Fußabdruck hat, können wir ihm auch helfen, KI-Lösungen auf Azure-Basis zu realisieren.
Mittelstand Heute: Was rätst Du Unternehmen, die noch am Anfang stehen?
Georg Krenn: Genau für solche Unternehmen haben wir unseren Digital-Roadmap-Workshop entwickeln. Darin erhalten Kunden Orientierung, welche Möglichkeiten KI in der Praxis bietet und in welche Richtung die Reise gehen kann. Gemeinsam identifizieren wir erste Use Cases und erarbeiten einen Fahrplan für die nächsten Schritte der KI-Transformation. Wir unterstützen zum Beispiel auch bei der Einführung von Embedded-AI-Funktionen.
Mittelstand Heute: Welche Voraussetzungen brauchen Unternehmen, um mit SAP Business AI starten?
Georg Krenn: Technische Basis ist SAP S/4HANA. Am einfachsten können Unternehmen SAP Business AI nutzen, wenn sie SAP S/4HANA Cloud, Public Edition im Rahmen von GROW with SAP einführen. In der SAP S/4HANA Private Cloud im Rahmen von RISE with SAP stellt SAP zwar auch KI-Funktionen bereit, Kunden müssen sich aber selbst um Updates kümmern. In der Public Cloud greifen sie dagegen immer automatisch auf die neuesten Innovationen zu. Bei einer On-Premises-Lösung ist eine Integration von SAP Business AI aufwendiger und nur über die SAP BTP möglich. Was die Kosten anbelangt, sind KI-Basisfunktionen meist in den Public Cloud Services enthalten. Joule ist zum Beispiel sowohl in der Basic als auch in der Premium-Variante von SAP S/4HANA Cloud, Public Edition inkludiert. Andere KI-Funktionalitäten werden nach Nutzung über sogenannte AI Units abgerechnet.
Der Start Ihrer KI-Reise
Mit unserem Digital-Roadmap-Workshop legen wir den Grundstein für Ihren Erfolg.
Gemeinsam evaluieren wir, welche Innovationen den größten Mehrwert liefern und wie sie effizient umgesetzt werden können. So schaffen wir Klarheit und messbaren Erfolg für Ihr Unternehmen.
Mittelstand Heute: Was plant SAP in puncto KI für die Zukunft?
Georg Krenn: SAP wird Joule in der breiten Masse ausrollen und immer mächtiger ausgestalten. Zum Beispiel soll der KI-Assistent künftig in der Lage sein, ABAP-Code zu generieren, sodass Kunden selbstständig kleine Anpassungen am System vornehmen können. Außerdem wird die KI Zugriff auf die SAP-Hilfe und -Community erhalten, damit Anwender noch besser Antworten auf Fragen finden. Darüber hinaus kooperieren SAP und Microsoft, um Joule und Copilot zu einer nahtlosen Nutzererfahrung zu verbinden. Kunden könnten dann zum Beispiel häufige SAP-Aufgaben direkt aus Microsoft 365 anstoßen. SAP hat sich zum Ziel gesetzt, künftig die Nummer Eins im Bereich Unternehmens-KI zu werden. Das wird noch richtig spannend.