Ein Mann mit orangener Weste und VR-Brille interagiert mit einer digitalen Wand

Aktuelle Studienergebnisse! Das Metaverse in der Industrie: Was Unternehmen erwartet

Was bedeutet das Metaverse für die Industrie und wie können Unternehmen profitieren? Zwei aktuelle Studien geben Antworten.

Welche Chancen sehen Unternehmen aus der Industrie im Metaverse, wie können sie vom Metaverse profitieren und vor welchen Herausforderungen stehen Entscheider noch? Zwei aktuelle Studien zum Metaverse haben diese Fragen untersucht. Mittelstand Heute hat die wichtigsten Ergebnisse zusammengetragen.

Definition

Was ist das Industrial Metaverse?

Was das Metaverse grundsätzlich bedeutet und woher der Begriff des Metaversum, einer virtuellen Welt ohne Grenzen, kommt, haben wir in diesem Beitrag bereits geklärt. Das industrielle Metaverse setzt genau hier an: Wieder verschmelzen die digitale und physische Welt. Das Industrial Metaverse soll die Entwicklung, die Fertigung und den Vertrieb effizienter machen. Für eine Zusammenarbeit in Echtzeit und die Lösung von Problemen in vollständigem 3D-Kontext – zum Beispiel in der Konstruktion oder auch direkt an der Maschine. Fällt eine komplexe Technologie an einem entfernten Standort aus, kann sich beispielsweise ein Techniker in einem Popup Metaverse in Echtzeit ein genaues räumliches Bild von einer Maschine machen, indem er sich selbst virtuell in der Maschine bewegt. 

Wie steht die Industrie zum Metaverse? 

Eine aktuelle Studie zum Metaverse basiert auf einer Online-Umfrage vom März 2023, die Ernst & Young in Zusammenarbeit mit Nokia unter 860 Führungskräften in den USA, Brasilien, Großbritannien, Deutschland, Japan und Südkorea in vier Schlüsselindustrien durchgeführt hat: 
  • In der Automobilindustrie, 
  • im Bereich Industriegüter und Fertigung, 
  • im Bereich Transport, Lieferkette und Logistik
  • sowie im Bereich Energie und Versorgung.
Den internationalen Studienergebnissen zufolge glauben inzwischen 80 Prozent der mit Metaverse-Technologien vertrauten Befragten aus der Industrie, dass das industrielle Metaversum einen bedeutenden oder transformativen Einfluss auf ihr Geschäft haben wird. 
Führend in der Planung von einzelnen Anwendungsfällen zum Metaverse sind laut der Studie
  • die USA (65 Prozent)
  • Großbritannien (64 Prozent) 
  • und Brasilien (63 Prozent)
Dahinter folgen Deutschland mit 53 Prozent sowie Japan und Südkorea mit je 49 Prozent. 75 Prozent aller Befragten sehen laut der Studie im Metaversum in der virtuellen Forschung und der Produktentwicklung den größten Nutzen.
So stehen im Bereich der industriellen Anwendungen 
  • die Kollaboration in der virtuellen Welt mit 42 Prozent (Beispiel: digitaler Zwilling)
  • und die Schulung oder das Onboarding von Mitarbeitern mit 38,5 Prozent ganz oben. 
  • Erst weiter hinten folgen die virtuelle Zusammenstellung von Waren für Bestellungen (20 Prozent), 
  • die Montage und Reparatur von Produkten und Maschinen (17,9 Prozent) 
  • sowie die Qualitätskontrolle (15,2 Prozent). 
Die in der Civey-Studie Befragten ordnen gleichzeitig ihren Wissensstand über das Metaverse eher schlecht ein: Rund 70 Prozent derjenigen in der Industrie Beschäftigten, die bereits vom Metaverse gehört haben, erklären, dass sie noch verhältnismäßig wenig über das Metaverse wissen. Wegen ihres begrenzten Kenntnisstands über die virtuelle Welt können die Befragten deshalb auch kaum abwägen, ob das Metaverse die Industrie ähnlich wie Fließbänder und Roboter beeinflussen wird. Immerhin noch 20 Prozent kann sich eine industrielle Revolution durch das Metaverse vorstellen. 

Metaverse: Welche Herausforderungen für die virtuelle Welt sieht die Industrie?

Weitestgehend einig sind sich die Befragten beider Studien, was die erforderlichen digitalen Voraussetzungen für die Umsetzung des Metaverse angeht. Die Befragten der Civey-Studie stufen hier Cloud Computing (72 Prozent), KI und Machine Learning (70 Prozent) sowie Netzwerkinfrastruktur und Konnektivität (70 Prozent) als die wichtigsten ein. Angesichts des Bedarfs an technischem Fachwissen im eigenen Haus verlassen sich viele Unternehmen in diesem Stadium auf Business-IT-Partner, um Kompetenzlücken zu schließen und Metaverse-Anwendungen zu implementieren. 
Die Herausgeber der Nokia-Studie betonen vor allem den letzten Punkt: "Sichere, ultraschnelle Netzwerke mit geringen Latenzzeiten und hoher Zuverlässigkeit sind erforderlich, um das Industrial Metaverse zu betreiben und geschäftskritische Anwendungen online zu halten. Der Bedarf an einer Latenzzeit von nahezu Null macht Edge Computing zu einem Muss, um Unternehmensanwendungen näher an die Datenquellen zu bringen und eine größere und schnellere Verarbeitung zu ermöglichen."
 So oder so fehlt es beim Metaverse noch – auch jenseits der Studienergebnisse –
 
  • an einheitlichen Standards,
  • an der nötigen Rechenleistung, um Millionen von Nutzern zu bewältigen,
  • an einer entsprechenden Inklusion: Denn Metaverse Hardware – wie zum Beispiel entsprechende VR/AR-Brillen – ist noch teuer und nicht für alle Menschen (zum Beispiel mit  Sehbehinderungen) geeignet;
  • und am Blick auf das große Ganze: Was passiert, wenn sich gerade junge Menschen, die mit dem Metaverse aufwachsen an das Social Distancing noch mehr gewöhnen?
5 Beispiele:

So kann das Metaverse die Industrie besser machen

Experten sehen aktuell übereinstimmend folgende fünf Bereiche, in denen das Metaverse Unternehmen aus der Industrie besser machen kann:

  1. Effizienter durch das Metaverse: Teams können aus der Ferne virtuell gemeinsam an Produkt- und Prozessoptimierungen arbeiten oder eine Fabrikhalle entwerfen – für die effizienteste Planung und den effizientesten Einsatz mit potenziell wenig Ausrüstung und erheblichen Einsparungen.

  2. Besser zusammenarbeiten durch das Metaverse: Das industrielle Metaverse bietet völlig neue Perspektiven, wie Unternehmen aus der Industrie zusammenarbeiten können. Mit digitalen Zwillingen physischer Produkte und Anlagen können Benutzer in Echtzeit gemeinsam an einer 3D-Konstruktionssoftware arbeiten, noch bevor das physische Produkt verfügbar ist. Techniker können sich aus der Ferne virtuell am Ort des Geschehens bewegen und dabei im 3D-Raum auch physische Barrieren überwinden.

  3. Weniger Umweltbelastung durch das Metaverse: Indem Industrie-Unternehmen Experten von jedem Ort der Welt aus virtuell einsetzen, sparen sie CO2-Emissionen ein. Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) und Analytik erschließen sich Wege, wie sich der Energieverbrauch senken lässt.

  4. Mit dem Metaverse den Digital Thread erweitern: Ein Digital Thread oder digitaler roter Faden schafft Homogenität und einen einfachen, universellen Zugriff auf Daten. Er stellt Zusammenhänge zwischen ihnen her, die verstreut in Unternehmen vorliegen. Das industrielle Metaverse hängt davon ab, inwieweit es von digitalen Versionen realer Maschinen, Anlagen und Prozesse besetzt ist. Die Fähigkeit des Industrial Metaverse, unendlich komplexe Interaktionen zwischen und innerhalb dieser Komponenten nachzubilden, macht die Technologie so stark.

  5. Lebensnahe virtuelle Erlebnisse durch das Metaverse – der Faktor Immersion: Wer im Metaverse mit einer Maschine interagiert, kann diese Interaktion viel intuitiver, unmittelbarer und eindringlicher auf die reale Welt übertragen als mit einem Schulungsvideo. 
Quelle Aufmacherbild: Simon Skafar/istock