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Induktive Ladetechnologie für mobile Roboter: Innovativ mit Wiferion

Geschrieben von Themenschmiede-Redaktion | Dec 18, 2025 6:49:07 AM

Tom spricht mit Gründer Florian Reiners über Wiferions drahtlose Ladetechnologie für industrielle E-Fahrzeuge.

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Tom: Heute treffe ich Florian von Wiferion aus Freiburg. Wiferion hat eine sehr innovative Lösung entwickelt für das induktive Laden von Roboterfahrzeugen.

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Tom: Florian, Herzlich Willkommen aus Freiburg nach Düsseldorf gefahren. Und Florian, du machst ja ein Thema, das finde ich super spannend, denn ich hab diese Idee, meine ich jedenfalls schon vor über 10 Jahren mal auf einem VDMA Kongress gehört, da hat jemand ich glaub von Bombardier ein System vorgestellt wie er Busse in Bushaltestellen laden will, indem er Induktionsschleifen unter den Asphalt baut und Busse fahren drauf und werden automatisch geladen. Und irgendwie ist da nichts draus geworden und du machst ja im Prinzip sowas, aber für den industriellen Teil, vielleicht beschreibst du mal was Wiferion eigentlich entwickelt hat.

Florian: Im Grunde ist es die gleiche oder ne ähnliche Technologie. Wir bieten das Ganze für den Markt Intralogistik an. 

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Das heißt, wir machen im Grunde, was du vielleicht vom Handy kennst, einfach sozusagen kabellos nachladen. Wir machen das für autonome, mobile Roboter und wir integrieren unsere Ladeinfrastruktur in die Prozesse, die Robotern, die können während kurzer Standzeiten nachladen und müssen sogar nicht mehr aus dem Prozess raus.

Tom: Also wie mein mein Garten Schneideroboter Rasenmäheroboter.

Florian: Ja genau, wobei man da sagen muss, der geht ja zwischendurch immer, also der der an die Ladestation. Mit unserem Ansatz würden wir den 24 Stunden Rasen mähen lassen und wir würden in den Rasen quasi die Ladesysteme integrieren.

Tom: Aber das heißt ihr baut in den ganzen Lagerboden oder ins Werk, überall sind diese Induktionsschleifen, also überall diese Platten?

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Florian: Nein, wenn man sich anguckt, so das Verhältnis von Fahrzeugen zu Ladestationen, liegt es so im Schnitt bei 3 Fahrzeuge pro Ladestation.

Tom: OK, also die fahren wirklich drauf, warten im Moment oder wie lange braucht die die lade dauert ne Stunde oder 2? 

Florian: Das kannst du dir vielleicht so vorstellen. Du hast jetzt irgendwie n Roboter, der fährt an, der muss ja an irgendeinem Punkt das Materialtransportroboter, das heißt der übernimmt irgendwann Ware, bringt die irgendwo hin, liefert sie wieder ab.

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Florian: Und während dieser kurzen Standzeit, das können 5 Sekunden sein, wird danach geladen mit sehr hoher Leistung. Das heißt, diese Ganzen, diese kompletten Haltepausen, die spart man sich.

Tom: Ah OK, und was ist dafür jetzt alles notwendig?

Florian: Du hast jetzt hier so ein paar Gerätschaften mitgebracht, genau, ich habe ein bisschen was mitgebracht, ein ein Teil fehlt, das war mir einfach zu groß und zu schwer um das im Zug mitzunehmen, das wäre quasi die Wallbox, das wäre quasi das was an der Wand hängt in der Logistikhalle.

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Florian: Da hängt so eine Übertragerspule aus. Die sieht im Grunde so aus und dann hat man auf der Fahrzeugseite noch mal die gleiche Spule. Also du kannst dir so vorstellen, umgedreht im Boden, man kann es auch seitlich installieren und dann hat man hier noch so eine kleine Leistungselektronikeinheit, die dann die ganze Batterieladung regelt.

Tom: Das heißt also ich habe eine Platte auf dem Boden, das ist die ich habe eine Platte in meinem Roboter, der fährt vor, lädt kurz ab, dann haben die Kontakt, der lädt in der Zeit und dann geht es weiter.

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Florian: Genau, wobei sie keinen Kontakt. Also nur ja OK.

Tom: Die Anwendungsfälle sind ja wahnsinnig vielfältig möglich, oder? Was sind so typische Beispiele aus Unternehmen, wo du schon unterwegs bist?

Florian: Ja, also ich würde es grob einteilen in 2 Bereiche oder 2 Marktsegmente. Das ist einmal Produktion größtenteils Automobilproduktion und dann Logistik Richtung E Commerce, Logistik zum Beispiel. Das sind so unsere großen Standbeine.

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Felix: Und dann gibt es auch noch jede Menge anderer Anwendungen, zum Beispiel im explosionsgeschützten Bereich ist das auch sehr interessant, weil da hat man eben die Voraussetzung, dass da nicht irgendwelche offenen Kontakte sein dürfen.

Tom: Und wie bist du auf so eine Idee gekommen?

Florian: Also das ist so ein bisschen, wir sind gestartet mit einer anderen These, wir, wir sind eine Ausgründung vom Fraunhofer ISE in Freiburg, haben uns da mit hocheffizienter Leistungselektronik beschäftigt, und wir kommen eigentlich aus dem Bereich PKW, laden induktiv.

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Florian: Hatten dann ein schönes Projekt Volkswagen Caddy mit 22 KW und wir wollten eigentlich Automobilzulieferer werden. Das war so die die These, haben das auch ein halbes Jahr probiert und haben dann einfach gesehen, dass das für ein Startup recht schwierig ist. Wenn man dann nicht irgendwie einen dreistelligen Millionenbetrag an Finanzierung hat. Und dann kam, wie so oft das Glück, da in Form von einer Anfrage von der Firma Kuka Robotics, die das irgendwie mitgekriegt haben, dann gefragt haben, können wir das nicht haben. Für unsere Robotik.

Tom: Und jetzt liefert ihr den dazu aber auch an, ganz frei an andere Firmen, die das haben wollen?

Florian: Genau das war so, ist ja wichtig für ein Startup, wirklich so ein Schlüsselkunde zu haben, das war in dem Fall unser Schlüsselkunde. Wir haben unser Produkt quasi in die Richtung entwickelt, es war aber klar, dass das irgendwie was größeres ist. Und unser Ziel war von Anfang an, ein skalierbares Produkt für den Bereich zu bauen. 

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Tom: Wenn du jetzt sagst im Moment sind wir konzentriert auf diese eben beiden Bereiche E Commerce, Automobilindustrie. Was sind weitere denkbare Varianten, wer braucht noch schnellladende Roboter?

Florian: Der gesamte Bereich der Robotik ist gerade sehr dynamisch am wachsen, es gibt immer neue Anwendungen, aktuell ist das schon der Größte, das größte Segment, in dem wir sind, aber es gibt viele Anwendungen, die jetzt auch in Richtung Agrarrobotik zum Beispiel gehen in der Landwirtschaft.

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Florian: Es gibt autonome Boote, die auch geladen werden müssen. Das sind jetzt sozusagen 2 unserer Business Development Bereiche, da haben wir schon Projekte, aber eben noch nicht in der in der Stückzahl.

Tom: Ich würde gleich gerne mit dir mal auf euer Team eingehen und wie ihr euch da gefunden habt und wann so der Moment war des Gründens und was du eigentlich noch mit der Firma vorhast schlage aber vor wir wechseln einmal den Raum und gehen mal rüber in unsere Lounge.

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Tom: Florian ihr seid ja auch preisgekrönt. Habt viele so Innovation Awards bekommen. Ihr habt jetzt Projekte in den USA. Wo soll denn die Reise hingehen mit eurem Unternehmen?

Florian: Ja wo soll die Reise hingehen? Wir haben schon große Ambitionen, also wir sind überzeugt von unserem Produkt und wir denken, dass das eine Lösung ist, die breitflächig Einsatz finden kann. Das heißt, Wachstum ist nach wie vor angezeigt.

Tom: Du hast heute über 50 Mitarbeiter schon an Mitarbeiterinnen?

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Florian: Genau. Wir sind jetzt etwa 55. Wir sind jetzt aktuell wieder, wir wachsen so wellenförmig, sag ich mal. Wir sind aktuell wieder dabei, Mitarbeiter aufzubauen, was nicht ganz leicht ist aktuell.

Tom: Jetzt mal von der Zukunft zurück zu den Ursprüngen, also aus dem Fraunhofer Inkubator heraus, quasi wie ist es entstanden, wie habt ihr euch gefunden als Team? Du hast selber gesagt, du hast schon lange an dem Thema eigentlich gearbeitet, mit den Kollegen zusammen.

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Tom: Wie wie kam es, dass ich irgendwann sagte, Wir machen jetzt eine Firma?

Florian: Die Anfänge waren im Grunde die, ich habe eine Gruppe geleitet und als Gruppenleiter bei Fraunhofer ist man quasi ein kleiner Geschäftsführer, man hat Finanzverantwortung, Personalverantwortung, man muss halt Geld ranbringen, um es mal ganz platt zu sagen, und ich bin da durch Zufall auf einen sogenannten Seriengründer gestoßen und der hat gesagt, ja, habt ihr da nicht irgendwie was, was man ausgründen könnte? Ja, und da war mein Interesse geweckt.

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Florian: Und ich habe mich da zu dem Zeitpunkt das erste Mal mit dem Thema Startup auseinandergesetzt. Hatte dann jemand, der das Thema kennt, einfach und das war so die die Anfangskonstellation und wir haben uns dann zu viert zusammengetan, also das Team, was eben die Technologie da auch entwickelt hatte, ich und dann noch der vierte Gründer, der Johannes Meyer, der sozusagen den Economics Aspekt mit reingebracht hat.

Tom: Das ist der Kaufmann bei euch?

Florian: Das ist der Kaufmann, genau, und dann hatten wir, das hat ganz gut gematcht, also wir haben uns sehr ergänzt.

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Florian: Und dann haben wir sozusagen den ganzen Mut zusammengenommen und sind raus.

Tom: Und hat Fraunhofer euch das mitfinanziert am Anfang oder wie wie habt ihr das gemacht? Erst mal selber Geld gegeben?

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Tom: Oder habt ihr Leute gefunden, die euch finanziert haben?

Florian: Fraunhofer bietet schon Möglichkeiten, dass man so eine Firma startet, aber in erster Linie hängt es schon an einem selbst. Also man muss selbst wirklich das wollen, weil man muss ja raus dann auch aus dem Fraunhofer Kontext. Wir haben das damals so gemacht, dass hier erstmal 2 Leute gekündigt haben und wir haben dann gesagt, wir geben uns jetzt 3 Monate eine erste Finanzierung zu kriegen. Wenn wir die haben, dann kommen die anderen nach.

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Florian: Das hat dann auch geklappt. Also wir haben die erste kleinere Finanzierung gekriegt, das waren irgendwie 60000€, die haben wir aus so einem EU Vehikel rausgekriegt. Dann kamen die anderen dazu und dann haben wir uns quasi so aufgeteilt. Ich und der Johannes, Wir sind halt wirklich Richtung Fundraising gegangen, wir wussten, wir brauchen viel, viel Geld, damit das Ganze überhaupt klappen kann.

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Florian: Und die anderen beiden haben dann Produktentwicklung gemacht. Ja und also in dieser Anfangszeit, da waren wir halt noch sehr, sehr effizient. 4 Leute, alle ein Ziel. Keine andere Instruktion. Genau das war so die Anfangszeit.

Tom: Wenn jetzt einer der Zuschauer sagt och Mensch, das möchte ich bei mir haben.

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Tom: Wie leicht geht das? Der ruft dich jetzt an im Nachgang und sagt Florian, Ich hätte das gerne bei mir im Lager, dann sagst du alles klar, ich komme morgen vorbei und dann bauen wir es ein oder wie ist so ein Projekt?

Florian: Wir wissen relativ genau, welchen Kunden Partnern wir helfen können, also unser Idealkundenprofil ist sehr gut ausdefiniert.

Tom: Sag mal wie das ist.

Florian: Also das erste Mal sozusagen von Marktsegmenten, Produktion, Logistik. Dann gucken wir uns die Prozesse anschauen können wir sozusagen die Effizienz von diesen Prozessen hebeln durch unsere Ladetechnologie.

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Florian: Wenn wir da einen Check macht überall dran haben, dann müssen wir sozusagen auch von der ökonomischen Perspektive gucken. Ist das Projekt, ist das Potenzial groß genug, und wenn da ein Check dran ist, dann sind wir Full committed sozusagen dem dann auch ein Partner zu sein und die die Projekte dann auch langfristig erfolgreich zu machen.

Tom: Und und wie lange ist dann so ein Projekt, reden wir von Wochen, Monaten oder?

Florian: Wir reden von Monaten, also so typischerweise die Entwicklung von einer neuen mobilen Robotik Plattform.

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Florian: Dauert so was zwischen 12 und 18 Monaten. Wir sehen ganz klar dem Trend, dass die Zeit immer kürzer wird, weil eben jetzt auch die Firmen schon ihre 2.3. Generation rausbringen, aber typischerweise würde ich schon sagen 10 Monate plus.

Tom: Aber es kann an jedes Roboterfahrzeug dann gebaut werden oder braucht es bestimmte Typen dafür oder manche gehen nicht oder?

Florian: Das muss von der Leistung Sinn machen. Wir haben eine Produktpalette, wir haben ein 3 kw System, wir haben 112 kw System, wir gehen auch Richtung kleinere Leistung noch.

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Florian: Aber das muss schon passen. Also wir können nicht jedes x beliebige Fahrzeug bedienen, aber schon einen großen Teil des Marktes.

Tom: Jetzt schauen eben nicht nur Menschen zu, die gerne vielleicht das bei sich im Lager hätten, sondern auch viele Gründerinnen und Gründer, die wollen vielleicht auch von dir lernen und wollen hören von welchen Erfahrungen können Sie profitieren. Wenn du mal überlegst, was war der beste Rat den du bekommen hast?

Florian: Der beste Ratschlag ist, sich Rat zu holen würde ich sagen, also wir haben von Anfang an systematisch andere Gründer kontaktiert und eben geschaut dass sie die Fehler, die sonst passieren, möglichst nicht machen. Oder dass die Folgen von so Fehlern dann kleiner sind.

Tom: Und hast du vielleicht so einen Universaltipp für Gründerinnen oder Gründer, also die sich jetzt bei dir Rat holen würden.

Florian: Da muss man auch realistisch sein, damit sowas funktioniert, muss man bereit sein ganz schön viel private Zeit zu investieren und auch viele andere Sachen eben nicht zu machen. 

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Florian: Und das ist gerade würde ich sagen, die ersten 2-3 Jahre noch mal besonders wichtig, bevor man eben professionelles Management eben hat. Dann muss man im Zweifelsfall halt alles selber machen.

Tom: Ja, gibt es irgendwas, was du nicht noch mal tun würdest? Das wenn ich jetzt noch mal gründen würde, das würde ich nicht noch mal machen?

Florian: Der Chor für einen Erfolg von für ein Unternehmen ist das Team und zwar jeder einzelne.

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Florian: Und deswegen ist es wichtig, dass man das Team immer mitnimmt. Und da gibt es gerade in der Anfangsphase viele, sag ich mal, gefahren oder Risiken.

Tom: Letzte Frage, stell dir vor, ich wär ne Fee, ne gute Fee und ich würde dir 3 Wünsche geben, dir 3 Wünsche hättest du welche, wären das welche würdest du dir für dein Unternehmen wünschen?

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Florian: Ja, also ein Wunschwert so, weil es gibt ja sozusagen viele Sachen, die kann man selber beeinflussen, aber es gibt halt schon auch viele Faktoren, die Unpredicable sind und jetzt im Moment, wenn man sich so die globale Situation anguckt, ist einfach für alle.

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Tom: Völlig unvorhersehbar, ja.

Florian: Und ich würde mir wünschen, dass da irgendwie ein bisschen Stabilität wieder sozusagen auch als Mensch wieder reinkommt.

Tom: Also du hättest noch 2 Wünsche frei.

Florian: Wenn das OK ist, würde ich die mitnehmen, für schlechte Zeiten.

Tom: Heb sie uf für schlechte Zeiten wunderbar. Florian, schön, dass du da bist. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich drücke euch ganz feste die Daumen, dass das alles so wird, wie ihr euch das wünscht und vorstellt. Ich glaube, dass das wirklich eine tolle Technologie ist und hoffe, dass wir es demnächst auch wieder in Bussen Bahnen auch im öffentlichen Verkehr sehen, vielen Dank dir. 

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Tom: Bevor wir jetzt aber enden und ich mich verabschiede, gehen wir einmal rüber zu unserer Wall of Fame und ich bitte dich dort einmal zu unterzeichnen, wenn auch sie einen Roboter haben, den zu laden gilt oder ihnen diese Folge gefallen hat, dann enden Sie doch unseren Kanal, geben uns ein Like oder schauen sich die anderen Videos aus dieser Reihe an.