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Internationaler S/4HANA-Roll-out leicht gemacht: Diese Stolperfallen sollten Sie vermeiden

Geschrieben von Mittelstand-Heute-Redaktion | Mar 6, 2023 11:00:00 AM

Ein internationaler Roll-out von SAP S/4HANA bringt besondere Herausforderungen mit sich. Damit die Einführung erfolgreich verläuft, müssen Unternehmen diese Faktoren im Vorfeld berücksichtigen. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte näher beleuchtet.

Mit einem internationalen Roll-out sehen sich Unternehmen nicht nur mit den üblichen Herausforderungen konfrontiert – diese nehmen zusätzlich mit wachsender Unternehmensgröße und der Anzahl ausländischer Niederlassungen weiter zu. International agierende Firmen besitzen zudem oft eine Vielzahl individueller, isolierter und externer Lösungen, was insbesondere länderspezifischen Anforderungen geschuldet ist. Als Folge verlangsamen sich sowohl die Arbeitsprozesse als auch die Implementierung der neuen ERP-Software spürbar. Der Aufwand, ein einheitliches Maß an Standardisierung zu erzielen, ist in solchen Szenarien signifikant größer.

 

Gleichzeitig ist der Innovationsdruck auf globalen Märkten meist höher, da:

  • Der Zugriff auf moderne digitale Technologien essenziell ist, um länderspezifische Differenzen effizient zu harmonisieren.
  • In vielen Märkten der Digitalisierungsgrad in Teilbereichen bereits weiter fortgeschritten ist als im deutschsprachigen Raum, wodurch innovative Technologien eine noch größere Rolle spielen.
  • Diese und weitere Einflussfaktoren machen angepasste Vorgehensweisen bei der Umsetzung eines internationalen Roll-outs unverzichtbar.

Bestandsaufnahme:Process Mining und Business Process Management (BPM)

Komplexe, international verzweigte Unternehmensstrukturen erfordern ein hohes Maß an Transparenz und systematischer Steuerung – intuitive Ad-hoc-Entscheidungen bieten hier kaum Spielraum. Daher empfiehlt es sich, einen strukturierten Ansatz zur sorgfältigen Analyse und Dokumentation aller Workflows und Prozesse im Mutterhaus sowie in den Tochtergesellschaften zu etablieren. Der Einsatz moderner Methoden und neuester Technologien bildet dabei die Basis.

Process Mining ist ein effizienter Startpunkt. Durch die Auswertung von Event-, Log- und Protokolldaten aus unternehmenseigenen IT-Systemen lassen sich Geschäfts- und Produktionsprozesse transparent machen, strukturieren und klassifizieren. Dadurch werden Verbesserungspotenziale offengelegt. Ergänzend dazu ermöglicht Business Process Management (BPM) nicht nur die Erfassung und Analyse des Status quo, sondern auch eine flexible und modellgestützte Prozessgestaltung. Dabei steht nicht ausschließlich die technische Umsetzung im Vordergrund – vielmehr umfasst BPM die gezielte Ausrichtung der Geschäftsprozesse auf Best Practices und Standardfunktionen, wie sie beispielsweise SAP S/4HANA bereitstellt. So kann gezielt entschieden werden, welche Prozesse vereinfacht, überbrückt oder durch Standardlösungen ersetzt werden. Gerade in internationalen Organisationen mit komplexen IT-Landschaften bietet BPM einen effektiven Rahmen für eine nachhaltige Prozessoptimierung und unterstützt eine präzise Unternehmenssteuerung.

Neben der technologischen Basis gewinnt auch die gezielte Organisation und Steuerung der internationalen Implementierung stark an Bedeutung.

Die Bedeutung der Projektorganisation

Gerade bei internationalen S/4HANA Roll-outs ist eine durchdachte organisatorische Planung unerlässlich, da die Komplexität solcher Projekte weitreichende Anforderungen an das gesamte Projektteam stellt. Häufig zeigt sich in der Praxis, dass Mitarbeitende parallel zum ERP-Projekt in weiteren Initiativen eingebunden sind – was insbesondere bei globalen Implementierungen schnell zu Engpässen führen kann.

Um den Erfolg sicherzustellen, ist es entscheidend, dem Projekt sowie den involvierten Mitarbeitenden und dem Management die notwendige Aufmerksamkeit und Kapazität einzuräumen.

Zudem sollte frühzeitig berücksichtigt werden, dass für eine internationale S/4HANA-Einführung nicht nur während der Projektlaufzeit, sondern auch im anschließenden Betrieb ein globaler Support erforderlich ist. Eine bewährte Möglichkeit, diesen Anforderungen gerecht zu werden, besteht darin, spezialisierte SAP-Partner für zentrale Aufgaben bei der Projektdurchführung und im Support einzubinden.

 

Der Innovationsdienstleister Zühlke ist so schnell gewachsen, dass die Administration und die Prozesse kaum mithalten konnten. Deshalb entschied sich die Zühlke Group für eine neue SAP-Softwarelösung mit uns als Implementierungspartner. Die neue Lösung S/4HANA Cloud erleichtert die Zusammenarbeit in den Finanz- und HR-Abteilungen zwischen den zehn Gruppengesellschaften enorm. Insbesondere standardisierte Monatsabschlüsse und ein zeitnahes Controlling helfen bei der finanziellen Unternehmenssteuerung. So konnte zum Beispiel die Zeit fürs Monatsreporting halbiert werden, sodass der Aufwand von ehemals zwölf Arbeitstagen auf gerade mal sechs Arbeitstage reduziert werden konnte.

Weitere Aspekte bei internationalen Roll-outs

Ein wesentlicher Vorteil von ERP-Lösungen besteht darin, Unternehmensprozesse zu harmonisieren und auf einheitliche Standards zu heben – was sowohl die Produktivität steigert als auch Kosten optimiert. Gerade im internationalen Kontext stellt die Standardisierung der Abläufe jedoch eine besondere Herausforderung dar, da lokale Anforderungen und Rahmenbedingungen deutlich variieren können. Entscheidend ist hier, verschiedene Ansprüche sorgfältig zu bewerten und ausgewogene, tragfähige Entscheidungen zu treffen. Typische Handlungsfelder sind hierbei:

  • Die Festlegung, ob für finanzielle Transaktionen die Landeswährung oder internationale Währungen wie US-Dollar beziehungsweise Euro genutzt werden.
  • Die Entwicklung von Ansätzen, um mit lokalen Unterschieden in Datenschutz, regulatorischen Anforderungen, Arbeitsbedingungen, Sprachbarrieren und kulturellen Gepflogenheiten umzugehen.
  • Die Integration und Übernahme von Eigenentwicklungen oder Add-ons aus SAP ECC, einschließlich deren lokaler Anpassung und Übersetzung von Menüs, Steuerfunktionen und Nachrichten in die Landessprache der jeweiligen Tochtergesellschaften. Hierfür bieten spezialisierte SAP-Partner praxisbewährte Lösungen an.
  • Die Entscheidung über das Datenvolumen, das aus Altsystemen in S/4HANA übernommen werden soll – meist ist es sinnvoll, sich auf die wesentlichen und betriebskritischen Informationen zu konzentrieren.
  • Die Entwicklung einer Two-Tier-ERP-Strategie: In vielen Fällen ist es insbesondere für kleinere oder neue Tochtergesellschaften sinnvoll, zunächst eine schlankere ERP-Lösung wie SAP Business ByDesign zu implementieren, während die Zentrale zum Beispiel S/4HANA On-Premises betreibt und die Tochtergesellschaften Cloud-Lösungen nutzen.

Ein zusätzlich wichtiger Aspekt bei globalen ERP-Roll-outs ist die Frage, ob die Einführung von S/4HANA synchron in allen Gesellschaften erfolgt oder ob ein stufenweises, phasenbasiertes Vorgehen ratsam ist.

In der Praxis hängt diese Entscheidung von der spezifischen Situation der Organisation ab. Grundsätzlich empfiehlt sich aber vor allem bei einer Vielzahl ausländischer Standorte eine schrittweise Implementierung – insbesondere dann, wenn Tochtergesellschaften und Niederlassungen in Regionen mit unterschiedlichen Kulturen und Rechtssystemen zu finden sind.

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